Es gibt sie schon hin und wieder, die Breitwandtotalen von einem Flächenland: buschige Steppen, menschenleer, voller rostig braunem Staub. Australien ist allemal ein mythischer Kontinent, und der Serienkiller eignet sich bekanntlich bestens als allegorische Projektionsfläche, etwa als Rache der Natur am überzivilisierten Menschen. Allerdings, der Schweinejäger und Menschenschlächter, den Greg McLean nun bereits im zweiten Film auf ahnungslose Touristen los lässt, ist eher ein asozialer Gewaltprolet als die Verkörperung eines wie auch immer kritisch aufgeladenen Konzepts. Durch eine rasante erzählerische Struktur hetzt McLean den Killer und seine potenziellen Opfer. Es gibt jede Menge, in ihrer Länge und Häufigkeit beinahe ermüdenden Verfolgungsjagden im Auto, und es gibt überraschende Wechsel der Protagonisten, wenn es wieder einmal einen von ihnen erwischt hat.
Das ist originell und stellenweise spannend, die größte Stärke des Vorgängers allerdings verspielt McLean: Er gönnt sich nicht die Zeit, die Gejagten sorgfältig einzuführen, auf dass man dann auf eine andere Weise, womöglich empathisch, mit ihnen fiebern könnte und nicht nur im eigenen Erinnern an archaische Rituale wie Davonrennen und Verstecken, wo man halt auch nicht erwischt werden wollte.Stattdessen spielt McLean mit scheinbar bedrohlichen Statistiken von Backpackern, die angeblich immer mal wieder spurlos im Outback verschwinden. In die Hände eines mythischen Grauens sind diese allerdings nicht gefallen, sondern allerhöchstens in die eines xenophoben Arschlochs, für das die Geschichte Australiens mit der Besiedelung durch die Engländer begann.
Wolf Creek 2, Australien 2014, Regie: Greg McLean, Buch: Greg McLean, Aaron Sterns, mit John Jarratt, Ryan Corr, Shannon Ashlyn, Philippe Klaus, Gerard Kennedy u.a., ab 18, 103 min, Kinostart: 19. Juni 2014 bei KSM/Kinostar