Als größter privater Arbeitgeber in Deutschland beschäftigt die Caritas fast eine halbe Million Mitarbeiter. Die pro Woche bundesweit sechzig neuen Stellenangebote der Caritas für Gelernte und Studierte decken alle Bereiche des sozialen Spektrums ab.

Alexander Müller-Benz leitet in der Filiale mit knapp 400 Mitarbeitern das Personalwesen – bis zu 1.200 Bewerbungen pro Jahr gehen durch seine Hände.

Klaus Nagel ist Personalchef des weltweit renommierten Deutschen Herzzentrums in Berlin. Zusammen mit seiner Stellvertreterin Regina Schäfer kümmert er sich um die Belange der 1.100 Mitarbeiter des Krankenhauses. Im Jahr gehen zwischen 500 und 1.000 Bewerbungen ein, auch die für die gut sechzig Ausbildungsplätze im medizinischen Bereich.

Die Bewerbung auf dem Papier

Schon beim allerersten Schritt passieren einigen Bewerbern Fehler – wissen die Personaler von Herzzentrum und Caritas.

Da geht es zunächst um Äußerlichkeiten: "Unsauberkeit macht einen schlechten Eindruck – beispielsweise ein Kaffeefleck auf den Bewerbungsunterlagen", meint Alexander Müller-Benz. "Nicht so ansprechend ist, wenn jede Seite in einer einzelnen Hülle verpackt ist", erzählt Klaus Nagel. Genauso ginge es weder, die Bewerbung mit dem Briefkopf des Noch-Arbeitgebers einzuschicken, noch, dessen Frankiergerät dafür zu nutzen. Der optische Eindruck ist eben der erste und kann deshalb schon entscheidend sein.

Außerdem muss die Bewerbung übersichtlich gegliedert sein, meint Müller-Benz: "Wenn der Lebenslauf Kraut und Rüben ist und die Stationen wegen einer schlechten Gliederung durcheinander erscheinen, vermittelt das sofort den Eindruck von Unordnung." Wichtig ist das vor allem, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit Personalchefs für eine Bewerbung haben. Klaus Nagel kennt Fälle mit 600 Bewerbungen auf eine Stelle: "Im ersten Durchgang brauche ich pro Bewerbung 90 Sekunden, da checke ich die angefragten Punkte ab. Wenn viele Bewerbungen eingehen, ist eine Einzelne da ganz schnell draußen."

Das kennt auch Alexander Müller-Benz und meint: "Es ist gut, wenn ich bei einer Bewerbung nicht lange suchen muss, um die wichtigsten Dinge zu erfahren, sondern sie schnell erkennbar sind." Deshalb sollten bestimmte Informationen auch nicht fehlen, so Müller Benz. Nach den persönlichen Angaben seien das vor allem Schulbildung, Abschlüsse und Berufserfahrung. Bei Letzterer ist es empfehlenswert mehr als Arbeitgeber und Position zu nennen: "Es sollte in drei oder vier Stichpunkten dargestellt werden, was der Inhalt der Tätigkeit war", rät er.

Lücken im Lebenslauf machen Personaler misstrauisch. Man dürfe nicht versuchen, Dinge zu verheimlichen, sondern sollte sie erklären können, ist das allgemeine Credo. Nach einer solchen Lücke hätte sie neulich einen Bewerber im Gespräch gefragt, erzählt Regina Schäfer. "Da stellte sich heraus, dass derjenige in der Türkei als Animateur gearbeitet hat – was er auch sehr gut begründen konnte." Der Bewerber hatte es wahrscheinlich aus Unsicherheit, welchen Eindruck dieser Job machen könnte, weggelassen. Seine Ehrlichkeit im Gespräch hat sich dann aber ausgezahlt: "Wir haben ihn eingestellt", so Schäfer.

Wichtig, erklärt Klaus Nagel, seien für ihn die Zeugnisse – möglichst mehrere, wenn vorhanden. Erst daraus ergebe sich ein deutliches Gesamtbild. Vortastende Briefe, in denen Bewerber anbieten, auf Nachfrage eine komplette Bewerbungsmappe einzuschicken, seien zu aufwändig, so Nagel: "Wir wollen ja nicht erst eine große Korrespondenz starten."

Keine 08/15-Bewerbung

Beim Bewerbungsfoto sind Innovationen und Kreativität eher nicht gewünscht: "Weil der erste Eindruck einer Person immer wichtig ist, sollte das Foto nicht am Strand oder in der Disco aufgenommen sein. Das Foto sollte eine gewisse Seriosität zur Geltung bringen. An einem schlechten Foto sieht man bereits, welchen Stellenwert die Bewerbung für den Bewerber hat", erläutert Alexander Müller-Benz. Dabei muss ein gutes Foto nicht teuer sein. Man sollte einfach jemanden aus dem persönlichen Umfeld mit einer Digitalkamera fragen, gibt Klaus Nagel als praktischen Tipp mit auf den Weg.

Im Anschreiben der Bewerbung sollte man auf die Ausschreibung Bezug nehmen und deutlich machen, warum man sich auf die Stelle bewirbt und dafür geeignet ist. Eine 08/15 angefertigte Bewerbung erkennt der Profi sofort, wie Klaus Nagel berichtet: "Ich frage mich bei Bewerbungen manchmal ganz bewusst: Könnte diese Bewerbung auch so an ein anderes Unternehmen gerichtet sein? Es ist schlecht, wenn die Bewerbung auch an ein Unternehmen gerichtet sein könnte, dass Schokolade produziert. Ein Stück besser ist der Eindruck, dass die Bewerbung an verschiedene Krankenhäuser gerichtet sein könnte. Wenn die Bewerbung gut ist, dann geht sie konkret auf die Annonce und das Herzzentrum ein."

Zum Schluss gilt für die gesamte Bewerbung: korrekte Rechtschreibung und Grammatik sind eine Grundvoraussetzung – im Zweifelsfall also noch einmal jemanden über Lebenslauf, Anschreiben und sonstige Texte blicken lassen.

Bei dieser ersten Hürde gilt es, zu überzeugen: "Man muss sich interessant darstellen, sodass der Leser denkt: Ach, den würde ich gerne mal sehen", erklärt Klaus Nagel die Formel einer erfolgreichen Bewerbung, "Ich kann nur jedem raten, Mühe zu investieren."

Das Bewerbungsgespräch

Auch dabei, so lehrt die Erfahrung unserer Experten, geht noch viel zu viel Vermeidbares schief. "Der Klassiker: Wenn jemand zu spät kommt und nicht anruft, das erweckt einen negativen Eindruck. Es kann ja passieren, dass man sich aus guten Gründen verspätet, aber dann sollte man darauf achten, dass man kurz Bescheid gibt", erzählt Alexander Müller-Benz. Auch Klaus Nagel meint: "Tugenden wie Pünktlichkeit und Findigkeit sind gefragt."

Anstelle des Bewerbungsfotos tritt beim Gespräch die Kleidung. "Durchaus gepflegt, nicht super gestylt" müsse man auftreten, erklärt Nagel. Gut geputzte Schuhe machten da besseren Eindruck als welche, die nach einer Wanderung durch das Berliner Umland aussehen. Alexander Müller-Benz erläutert: "Wenn ich auf einen Geburtstag eingeladen bin, ziehe ich mich ja auch besser an, als wenn ich daheim auf dem Sofa liege. Ich bringe damit eine Wertschätzung dem Gesprächspartner gegenüber zum Ausdruck."

Für die Personaler kommt es vor allem darauf an, sich ein Bild von der Persönlichkeit des Bewerbers zu machen. Dabei sei es vor allem wichtig, erklärt Müller-Benz, nicht in Extreme auszuschlagen: Weder sehr schüchtern und introvertiert noch zu überzeugt von sich selbst sollte man auftreten: "Der goldene Mittelweg muss es sein." Auch Regina Schäfer hat solche Erfahrungen: "Ein Bewerber hat im Gespräch bei uns rhetorisch sehr brilliert, sich gut selbst dargestellt. Trotzdem haben wir uns dann für den Zweitplatzierten entschieden, der ruhiger aufgetreten ist und fachlich noch nicht so weit war, weil er besser ins Team passte." Das zeigt, dass der objektiv beste Bewerber subjektiv für das Unternehmen nicht immer der beste sein muss.

Tipps für das Gespräch gibt es auch noch: "Dass das Handy klingelt, geht gar nicht", warnt Alexander Müller-Benz. Klaus Nagel rät ab von Kritik über den alten Arbeitgeber: "Da fragt man sich dann: Wird der auch mal genauso über uns sprechen? Inwieweit ist er reflektionsfähig oder sucht er die Schuld vielleicht immer bei anderen?"

Mutmacher zum Schluss

Weil all die Bedenken vielleicht nervös machen, zum Schluss noch guter Zuspruch: Alexander Müller-Benz aus der Caritas meint, richtige Vorbereitung sei das A und O. Den Lebenslauf gut kennen, ruhig auch mal Freunden vortragen als Übung. Außerdem sollte man sich über das Unternehmen im Internet informieren. Bei der Caritas herrscht beispielsweise eine katholische Grundordnung, was im Zweifelsfall bedeutet, dass Atheisten, nach einer Scheidung Wiederverheiratete oder Menschen, die in einer homosexuellen Partnerschaft leben, nicht als Erstes gefragt werden.

Wenn die mangelnde Vorbereitung im Gespräch deutlich wird, bleibt Alexander Müller-Benz danach oft ratlos zurück: "Bei jungen Menschen frage ich mich oft, wie es kommt, dass sie so leichtfertig Chancen vertun?"

Im Deutschen Herzzentrum betont Klaus Nagel, dass das Gespräch menschlich bleiben soll. Deshalb empfiehlt er, in sich zu vertrauen und bei sich selbst zu bleiben: "Es macht Sinn, sich im Vorstellungsgespräch nicht zu verstellen. Denn selbst wenn man es schaffen würde, sein Gegenüber mit etwas anderem zu täuschen, dann muss man ihn auch künftig im Job täuschen, sonst enttäuscht man ihn."

Wer kurz vor Bewerbungen steht, sollte sich von den vielen Tipps und Hinweisen aber nicht einschüchtern lassen. Es gilt, sich mit Mut, Sorgfalt und Zuversicht um den Traumjob zu bewerben. Dann führen Gewissenhaftigkeit bei der Anfertigung der Bewerbung und aufrichtiges Interesse für einen bestimmten Beruf früher oder später zum Erfolg. Wer von sich selbst überzeugt ist, schafft es dann nämlich auch, andere für sich einzunehmen.

Karoline Kuhla schreibt für Magazine und Zeitungen. Sie lebt in Berlin.