Es gibt viele Beispiele von Flüchtlingen, die in Deutschland gut angekommen sind – weil sie Möglichkeiten gefunden haben, aktiv zu werden. Zum Teil im Rahmen von Initiativen, die ihnen Wege aus der Untätigkeit angeboten haben, zu der sie das offizielle Aufnahmeverfahren verdammt. In dieser Serie berichtet jede Woche ein Flüchtling über seine Erfahrungen. Heute: Johnson Ejike (34) aus Nigeria, dem in Deutschland Asyl gewährt wurde, arbeitet als Reinigungskraft und geht daneben seiner eigentlichen Leidenschaft, dem Fußball, nach.
Ich kam vor vier Jahren mit dem Flugzeug aus Nigeria, als während der politischen Unruhen viele Menschen starben und ich aufgrund meiner Tätigkeit als politischer Berater in Gefahr war.Mein Name ist Johnson, ich bin 34 und spiele in der Flüchtlingsmannschaft „Welcome United 03“ Fußball. Ich habe eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bis 2017.
In Deutschland war ich erst einmal in Sicherheit. Dennoch fehlten mir natürlich meine Familie, meine Heimat und auch der Fußball. Denn ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball, seit ich fünf Jahre alt bin. Für mich als Flüchtling war es schwierig, in einen Verein reinzukommen, auch wegen der Bürokratie mit dem Spielerpass.
Ich erzählte Manja Thieme von der Potsdamer Flüchtlingsseelsorge von meiner Sehnsucht nach dem Ballsport. Sie setzte sich dafür ein, so dass der Verein Babelsberg 03 eine Mannschaft gründete. Ich habe in den Flüchtlingsheimen herumgefragt, wer mitspielen will. Wir hatten schnell ein Team zusammen, mit Leuten aus Somalia, Kenia, Syrien, Mazedonien, Kamerun, Sambia und anderen Ländern, und haben problemlos einen Spielerpass für die Kreisliga erhalten. Jetzt spielen wir jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr.
Für mich ist Fußball auch ein guter Ausgleich für meine Arbeit. Unter der Woche arbeite ich als Reinigungskraft. Ich bin froh darüber, einen Job zu haben, und mir ist es wichtig, nicht auf Kosten des Staates zu leben. Allerdings will ich diese Tätigkeit nicht mein Leben lang ausüben.
Schließlich bin ich studierter Politikwissenschaftler. Lange wollte ich dabei helfen, die Umstände in meinem Heimatland zu verbessern. Solange ich in Deutschland bin, kann ich das nicht fortführen. Meine Ambitionen fließen derzeit in den Fußball.
Ich hoffe, dass der Sport mir viel Kraft für mein Leben gibt. Momentan wohne ich bei Freunden. Ich träume allerdings von einem eigenen Apartment – zusammen mit meiner Freundin und unserem sieben Monate alten Sohn.
Caroline von Eichhorn ist freie Journalistin, Autorin und Gestalterin in München. Sie arbeitet unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, die Süddeutsche Zeitung und das Bayerische Jugendfilmfestival Jufinale – und sie hat beim fluter.de-Workshop für Jugendliche auf der Berlinale mitgewirkt.
Illustration: Daniel le Bon; Porträt: privat