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Was bringt ein Wegwerfverbot für Lebensmittel?

In Frankreich müssen Supermärkte übrig gebliebene Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen spenden. Funktioniert das? Ein fluter.de-Film

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Lastwagen kippt Lebensmittel auf den Boden
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Wer in Deutschland Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten nimmt, macht sich gleich doppelt strafbar: des Hausfriedensbruchs, wenn das Grundstück abgesperrt ist, sowie des Diebstahls. Dass viele weggeworfene Waren trotz verstrichenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar sind und die Märkte diese offensichtlich nicht mehr haben wollen, macht dabei keinen Unterschied. Viele finden das absurd, vor allem angesichts der großen Lebensmittelverschwendung. Kritiker fordern, das sogenannte „Containern“ zu legalisieren – bisher aber ohne Erfolg.

In Deutschland werden Menschen verklagt, wenn sie aus Containern Essen nehmen …

Immer wieder wird von Gegnern des Containerns das Argument vorgebracht, dass legales Containern die Bereitschaft schmälern könnte, die Waren im Supermarkt zu kaufen. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels moniert: „Der Vorstoß erweckt den falschen Eindruck, im Lebensmittelhandel würden Millionen Tonnen noch verzehrfähiger Lebensmittel weggeworfen.“ Tatsächlich würde hingegen nur ein Bruchteil der in Deutschland entsorgten Nahrungsmittel im Lebensmittelhandel anfallen. Die Debatte wird in Deutschland seit Jahren erbittert geführt.


 

Anders in Frankreich. Hier gilt seit fast vier Jahren ein Gesetz, das Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 Quadratmetern dazu verpflichtet, genießbare Lebensmittel entweder selbst weiterzuverwenden oder sie zu spenden: am besten an gemeinnützige Organisationen, die sie dann kostenlos an bedürftige Personen abgeben. Andernfalls sind Supermärkte aufgefordert, die Reste für die Produktion von Tierfutter, als Kompost für die Landwirtschaft oder zur Energiegewinnung zur Verfügung zu stellen. Tun sie es nicht, winken hohe Geldstrafen.

… in Frankreich werden Supermärkte bestraft, wenn sie Essen in Container werfen

Insgesamt werden in Frankreich pro Kopf jährlich zwischen 20 und 30 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. In Deutschland sind es sogar rund 82 Kilo. Etwas mehr als die Hälfte davon wird laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zu Hause weggeworfen – der Rest während der Produktion, im Handel oder in Cafés und Restaurants.

Mithilfe des neuen Gesetzes will man in Frankreich die Lebensmittelabfälle bis 2025 halbieren. Auch die Supermärkte selbst profitieren davon – sie können nämlich 60 Prozent des Einkaufspreises der gespendeten Lebensmittel von der Steuer absetzen. Leider könnte das Gesetz laut Kritikern aber auch dazu führen, dass Unternehmen strategisch mehr kaufen, weil sie es später wieder von der Steuer absetzen können. Und natürlich kann längst nicht alles, was entsorgt wird, auch gegessen werden: Obst, Fleisch oder Fisch zum Beispiel verderben rasch, wenn sie nicht rechtzeitig abgeholt werden.

Unser Filmteam war vor Ort und hat geschaut, wie das neue französische Gesetz funktioniert und von den Menschen angenommen wird. Nur eines hat es trotz vieler Versuche nicht geschafft: einen Supermarkt für ein Statement zu gewinnen.

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.