In Dortmund treffen sich 1.500 Jugendliche zum ersten Fridays-for-Future-Bundeskongress. An vier Tagen wollen sie sich austauschen und miteinander vernetzen. In sechs Podiumsdiskussionen und rund 150 Workshops besprechen die Aktivist*innen noch bis Sonntag Fragen von „Wie rocke ich Interviews, Podien und Talkshowsofas?“ bis hin zu Tipps für zivilen Ungehorsam oder die Vor- und Nachteile einer CO2-Steuer. Hier erzählen vier Teilnehmer*innen, wie sie die Zukunft der Fridays-for-Future-Bewegung sehen.
Lea (22)
Mein oberstes Ziel ist, dass Fridays for Future eine viel größere Student*innen-Bewegung wird und dass es nicht ausschließlich eine Schüler*innen-Bewegung bleibt. Das ist doch die Aufforderung der Jüngsten: dass sich alle beteiligen! Es gibt viele Komplimente und Zuspruch der Älteren, aber kaum jemand macht wirklich mit und steht auf. Deswegen dauert es auch ewig, bis die Studenten wirklich mitmachen. Ich wünsche mir, dass es einen Effekt hat, dass junge Leute vorurteilsfrei Fragen stellen und nerven. Ich habe das Gefühl, dass jetzt eine neue Ebene angestrebt wird: dass wir befähigt werden, mit Politikern und Experten ins Gespräch zu kommen. Wir sehen uns mittlerweile als Teil dieser Debatten und reden einfach mit.
Luis (16)
Bei mir an der Schule gehöre ich zum Schulsprecher-Team. Wir versuchen, viele Mitschüler zu den Demonstrationen mitzubringen und das an der Schule so groß wie möglich zu machen. Ehrlich gesagt weiß ich aber nicht, ob zurzeit noch viele Leute zur Bewegung dazustoßen. Bei mir in der Stadt merke ich das zumindest nicht. Der Hype bricht langsam ab. Nur noch diejenigen, die wirklich an die Sache glauben, laufen mit. Natürlich hoffe ich, dass die Ziele erreicht werden können. Ich glaube aber nicht, dass wir Fridays for Future in fünf Jahren noch sehen werden und das die Bewegung der Zukunft ist. Vielleicht wird es dann eine neue Bewegung geben, die sich für ähnliche Ziele einsetzt.
Maya (20)
Der wichtigste Punkt dieser Bewegung ist, dass totale Aufmerksamkeit auf den Klimawandel gelenkt wurde. Der Klimawandel ist deutschlandweit das wichtigste Thema, auf Platz eins, noch vor der Flüchtlingskrise. Ich bin mir sicher, dass Fridays for Future weiter demonstrieren wird – bis etwas passiert. Die Teilnehmenden wissen heute sehr viel besser Bescheid über das Thema als vorher. Ich könnte mir vorstellen, dass es dadurch ein viel breiteres Berufsspektrum geben wird und der Klimawandel besser aufgehalten werden kann. Wir sind hier in Deutschland privilegiert und können uns mit den Themen gut auseinandersetzen. Es braucht in unterschiedlichen Ländern eine unterschiedliche Zeit, bis das passiert. Auf dem Kongress liegt der Fokus auf deutschlandweitem Austausch, aber gleichzeitig passiert auch internationale Vernetzung. Am 20. September soll weltweit gestreikt werden.
Ella (15)
Eigentlich dachte ich, der Protest wird erst steigen und dann wieder abebben. Aber mittlerweile demonstrieren nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, Omas, Opas – sogar Fünfjährige. Deshalb schätze ich, dass er sich weiterentwickeln und stark bleiben wird. Es geht ja jeden was an! Von der Politik kommt zu wenig. Die Politiker können 20 Jahre abwarten und sagen: „Wir machen einfach so weiter!“ Der Wandel in der Klimapolitik geht nicht von denen, sondern von der Gesellschaft aus.
Auf bpb.de findest du mehr Informationen zur Fridays-for-Future-Bewegung und einen Film darüber, wie die Klimaproteste den EU-Wahlkampf 2019 beeinflussen.