Chips zum Türöffnen oder Temperaturmesser unter der Haut, Mikros hinter dem Ohr, um besser zu hören, und ein Nachtsichtimplantat im Auge: Warum sollte der Mensch sich nicht mit technischen Erfindungen verbessern? Diese Vision treibt gerade weltweit Forscher und Investoren um. Milliardenschwere Unternehmer wie der Tesla-Chef Elon Musk schwärmen bereits von einer Symbiose zwischen Computer und Mensch durch neuronale Implantate, eine Firma in Wisconsin kündigte im vergangenen Herbst an, ihren Mitarbeitern Chips zu implantieren, mit denen sie sich an Türen ausweisen und im System einloggen können.
Kritiker dieser Entwicklung sehen nicht nur Probleme beim Datenschutz, weil Chip tragende Menschen womöglich gehackt werden könnten, der Bioethiker Walter Glannon von der Universität im kanadischen Calgary warnt auch vor wachsender Ungleichheit. Die Menschen, die sich derlei Eingriffe und Erfindungen leisten könnten, würden sich gegenüber den anderen Vorteile verschaffen, die zu einer weiteren sozialen Spaltung führten.
Der Gedanke, dass nur wenige von der Entwicklung profitieren, treibt auch die Grinders an. Der Name stammt aus dem Comic „Doktor Sleepless“ von Warren Ellis, der eine Zukunft abbildet, in der sich Menschen durch Implantate neue Kräfte verleihen. Abseits der sterilen Forschungslabore gehen diese Graswurzel-Cyborgs in schrammeligen Garagen die Verschmelzung von Mensch und Technik an. „Sie machen sich selbst zu Versuchskaninchen einer transhumanen Zukunft“, sagt der deutsche Fotograf Hannes Wiedemann, der sie im kalifornischen Hinterland besuchte. Nur wenige der Grinder verfügen über eine medizinische Ausbildung, die meisten sind Laien, die sich für offenen Wissensaustausch einsetzen. Manche ihrer Implantate sind praktisch, sie messen zum Beispiel den Glukoseanteil im Blut. Andere wiederum erzeugen einfach nur Lichteffekte unter der Haut – und eine Menge Schmerzen.