Da passen ein paar Dinge nicht so recht zusammen. In Rom steht zwar eins der größten islamischen Gotteshäuser Europas, doch darüber hinaus gibt es in ganz Italien nur sieben weitere offizielle Moscheen – bei 1,35 Millionen Menschen muslimischen Glaubens, die nach amtlichen Angaben in dem Land leben. Und dann ist da noch das verfassungsmäßig verbriefte Recht, dass in Italien jeder seine Religion frei praktizieren kann. Fragt sich: Wo tun dies all die Muslime Italiens?
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Beten, wo früher die Lieferwagen mit den frischen Lebensmitteln vorgefahren sind. Ein Bild aus der Stadt Trient
(Foto: Nicolò Degiorgis)Das fragte sich wohl auch der Fotograf Nicolò Degiorgis und hat die Orte aufgetan: Garagen, Shops, Lagerhallen und alte Fabrikanlagen, die zu provisorischen Gebetsräumen umfunktioniert werden. Eine Entdeckung, die Degiorgis fasziniert hat. Das kann man auf seinen Bildern nachempfinden – besonders wenn man sie in dem Bildband „Hidden Islam“ betrachtet. Dort ist immer zuerst das Gebäude von außen zu sehen, gedruckt auf eine zugeklappte Doppelseite. Ganz profan, so wie es jeder Passant kennt. Öffnet man die beiden Seiten und damit das Gebäude, so tut sich das unerwartete religiöse Innenleben auf. Wobei die Größe der Gottesdienste stark variiert. Mal sind es Hunderte, die sich versammeln, mal Grüppchen von drei, vier Leuten. Auch in Deutschland gibt es übrigens viele islamische Gebetsräume in Räumen außerhalb von klassischen Moscheen mit Minarett. Die Bilder von Nicolò Degiorgis können den Blick dafür schärfen, solche Orte auch in der eigenen Umgebung zu entdecken.

Profane Orte sakral nutzen. Das ist für Moslems in Italien ganz normal.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Zum Beispiel in ehemaligen Lagergebäuden:
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Verona: Ein Gebet am ersten Tag des Ramadan.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Mit wenigen Hilfsmittel wurde dieses Warendepot in der Region Venedig in einen Andachtsraum umgestaltet.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Beim „Dhur“, dem Mittagsgebet – in einer Moschee in der Nähe von Venedig.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Eine abendliche Andacht in der Stadt Udine nahe der slowenischen Grenze.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Oder in ehemaligen Ladenlokalen und Werkstätten.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Auch in dieser Teeküche einer ehemaligen Autowerkstatt wird heute gebetet.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Open-Air-Andacht: Jeden Freitag rollen die Mitglieder der islamischen Gemeinde von Trevino ihre Gebetsteppiche auf dem Asphalt vor dem Gebäude aus.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
In Gorizia wird ein ehemaliger Shop als provisorische Moschee genutzt.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Oft auch in ehemaligen Supermärkten:
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Früher erledigten die Bewohner von Trient hier ihre Einkäufe.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Auch in Trevino sind die Gebetsräume eher schmucklos.
(Foto: Nicolò Degiorgis)
Trient: Beten, wo früher die Lieferwagen mit den frischen Lebensmitteln vorgefahren sind.
(Foto: Nicolò Degiorgis)