Stammestrachten, tribalistische Tänze, alte Riten: Die Festivals in Ghana sind sehr traditionell und eng mit bestimmten ethnischen Gruppen verknüpft. Wichtig sind auch die Würdenträger eines Ortes, also Stammesführer oder Geistliche. Sie entscheiden, wo und wann ein Festival stattfindet – und auch darüber, was eigentlich gefeiert wird. Das können historische Ereignisse sein, aber auch religiöse Feiertage. Zu diesen Festivals kommen nicht selten Hunderttausende Besucher. Üblicherweise finden sie mitten in den Städten statt, viele Straßen werden dafür gesperrt, der Verkehr umgeleitet. Kurz: Es ist ein Höllenspektakel.

Die Besucher sitzen im Schneidersitz und diskutieren, ob Europäer mit Dreadlocks Rassisten sind – interessant

Dagegen nehmen sich die Festivals, die ich in Deutschland besucht habe, recht gemütlich aus. Zunächst mal kommen viel weniger Menschen, dann finden sie meistens irgendwo mitten auf dem Land statt, ein Freund nannte es: in der Pampa (obwohl ich dachte, die sei in Argentinien). Die Besucher bauen ihre Zelte auf, setzen sich im Schneidersitz davor und diskutieren, ob Europäer mit Dreadlocks Rassisten sind. Interessant.

In Ghana ist der Eintritt frei, während man hier ziemlich viel Geld für einen Festivalpass bezahlen muss, von denen manche ganz viele auf einmal um den Arm tragen, um den anderen zu zeigen, auf wie vielen Festivals sie schon waren.


Was ist noch anders als in Ghana?

  • Dass es hier kaum Kinder gibt.

  • Dass Männer und Frauen gemeinsam in den Schlangen vor den Toiletten stehen.

  • Dass sehr viel Marihuana geraucht wird.

  • Dass neben Marihuana viele andere Drogen genommen werden.

  • Dass die Menschen sehr offen über Drogen reden und einem ständig etwas anbieten.

  • Dass man für seinen Müll auch noch Geld bekommt.

Den letzten Punkt muss ich erklären: Überall auf der Welt sind Festivals dafür berüchtigt, dass am Ende ein Riesenberg Müll zurückbleibt. Nicht so auf den Festivals, auf denen ich in Deutschland war. Da wurde den Besuchern zu Beginn eine Abfalltüte aus Plastik in die Hand gedrückt, und wenn man diese am Schluss voller Müll zurückbrachte, bekam man fünf Euro dafür. Dieses System war so beliebt, dass mir mein voller Müllsack geklaut wurde. Wenn der Dieb diese Kolumne lesen sollte, lade ich ihn gern nach Ghana ein. Dort haben wir noch viel mehr Müll.

Agomo Atambire ist 27 Jahre alt und kommt aus Ghana, wo er in der Hauptstadt Accra Biotechnologie studiert hat. Zurzeit absolviert er ein sechswöchiges Praktikum in der Redaktion von fluter. Anschließend möchte er seinen Master machen, eventuell auch in Deutschland. 

Teil 1: Ein Mann sieht grün – Über Bäume, Pflanzen und CO2
Teil 2: Hartes Brot – Verwunderung über Essgewohnheiten
Teil 3: Wer raucht das schon – Ärger über zu viel Zigaretten
Teil 4: Hier war der Terror – allgegenwärtige Nazizeit
Teil 5: Love is all around me – Küssen in der Öffentlichkeit

Übersetzung: Oliver Gehrs