Bei dem Wort „Mutti“ denken wohl die meisten nicht unbedingt an eine politisch einflussreiche Frau. Und doch wird die Bundeskanzlerin, 
die mächtigste Frau Deutschlands, in der Berichterstattung immer wieder „Mutti“ genannt. Kann das wirklich nur als positives Markenzeichen zu verstehen sein, wie das Magazin „Cicero“ meint?

Für die Wissenschaftlerinnen von der Freien Universität Berlin und 
der Leuphana-Universität Lüneburg, die sechs Monate lang 23 Medien im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung analysiert haben, hat die mediale Darstellung von Frauen System: Weibliche Führungskräfte werden in den untersuchten Medien 
als „Femme fatale“ oder „listige Witwe“ tituliert – im besten Fall noch als „Powerfrau“. Das männliche Pendant dagegen ist ein „Alphatier“, ein „Leitwolf“ oder ein „Managerdenkmal“.

Schon diese Formulierungen machen deutlich, wie anders die Geschlechterbilder in Tageszeitungen, Zeitschriften oder Fernsehsendungen ausfallen. Und das obwohl 
es sich bei den untersuchten Personen in beiden Fällen um Frauen und Männer in Spitzenpositionen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft handelte.

Frauen kommen in den Medien zudem viel seltener vor 
als Männer – nicht einmal jede fünfte Person ist weiblich. Betrachtet man die Berichterstattung im Bereich der Wirtschaft, sind es sogar noch weniger – insgesamt nur fünf Prozent. In der Wissenschaft spielen immerhin zwölf Prozent Frauen eine Rolle.

Nur in der Politik sind 
es auffällig mehr – nämlich 20 Prozent. Dass der Anteil der Nennung von Spitzenpolitikerinnen sogar 30 Prozent beträgt, ist dem sogenannten Merkel-Faktor zu verdanken. Denn die Kanzlerin ist die meisterwähnte Person in allen ausgewählten Medien – von Tageszeitungen wie „Bild“ oder „Süddeutsche Zeitung“ bis hin zu Wochenmagazinen wie „Stern“ oder „Spiegel“. Durch ihre Omnipräsenz tut Angela Merkel also durchaus etwas für die Gleichberechtigung: Aufgrund ihrer Kanzlerschaft treten Frauen in den Medien verstärkt in Erscheinung und werden dadurch anders wahrgenommen.