Menschen, die aus der abgeschotteten nordkoreanischen Diktatur in das demokratische Südkorea flüchten, fühlen sich dort oft fremd. Und fremd sind sie auch ihren südkoreanischen „Brüdern und Schwestern“. Diese Leute aus dem Norden benutzen altmodische Worte und haben altmodische Ausbildungen. Sie hatten ihr Leben lang kaum andere Möglichkeiten, sich zu informieren, als durch die Propaganda eines der restriktivsten politischen Systeme der Welt: der kommunistischen Diktatur Nordkoreas, in der die Familie Kim an der Spitze der Partei der Arbeit Koreas nach dynastischen Prinzipien herrscht.
Nach ihrer Flucht finden sich die Nordkoreaner in einem Land wieder, in dem das Feindbild ausgerechnet das Land ist, aus dem sie kommen: Schon südkoreanischen Kleinkindern wird beigebracht, wie sie sich bei einem Angriff aus dem Norden zu verhalten haben. Zwar bekommen die Flüchtlinge in Südkorea problemlos einen Pass und werden sogar mit umgerechnet 15.000 Euro Begrüßungsgeld versorgt. Aber im Alltag meiden viele Südkoreaner sie.
Und so vereinsamen viele der Flüchtlinge in ihrer neuen Heimat, fühlen sich ausgeschlossen oder werden sogar depressiv. Viele tun sich mit anderen geflüchteten Nordkoreanern zusammen und finden in dieser Gemeinschaft Halt. Sie haben eigene Fußballmannschaften und betreiben eigene Radiostationen.
Manche bewerkstelligen es auch, ein Stück ihrer Vergangenheit in das neue Leben hineinzutragen. Etwa der ehemalige Propagandamaler Song Byeok, der die typische Propagandakunst des nordkoreanischen Führerkults mit Elementen amerikanischer Popkultur zu Bildern verarbeitet, die sich auf ironisch-kritische Weise mit dem Regime des Nordens auseinandersetzen.
Die Bilder von Hannes Jung geben einen Eindruck von diesen Menschen, die fremd im eigenen Land sind.