Ist mir ja auch klar: An sozialen Netzwerken kommt man nicht mehr vorbei. Und obwohl Facebook über die Jahre immer mehr Konkurrenz bekommen hat, ist es doch die Nummer eins geblieben. Nun stellt sich die Frage, ob auch Schüler und Lehrer auf Facebook befreundet sein und mittels Facebook kommunizieren sollten – über Schulisches und eventuell auch über Privates. Das ist inzwischen so umstritten, dass in manchen Bundesländern schon die Interaktion von Lehrern und Schülern via Facebook verboten wurde.

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cms-image-000048522.jpg (Foto: Renke Brandt)
(Foto: Renke Brandt)

Ich als Schülerin bin nicht so begeistert von der digitalen Kumpelei zwischen Lehrern und Schülern. Gegen Schüler-Lehrer-Kommunikation außerhalb des Unterrichts habe ich generell nichts einzuwenden – wenn es nicht gerade Facebook als soziales Netzwerk ist. Ich war noch nie ein besonders großer Fan davon, ständig jeden wissen zu lassen, was ich am Wochenende gemacht habe. Ein anderer Punkt, weswegen ich mich Facebook seit Jahren verweigere, ist der Datenschutz. Ich habe keine Lust, den blauen Datenriesen mit meinen persönlichen Informationen zu füttern, die er dann speichert und weiterverarbeitet.

Auch aus diesem Grund hat das baden-württembergische Ministerium für Kultus, Jugend und Sport entschieden, die „Verwendung von sozialen Netzwerken für die dienstliche Verarbeitung personenbezogener Daten“ generell zu verbieten. Warum sollte man ein Netzwerk wie dieses also ausgerechnet als Unterrichtshilfsmittel verwenden?

„Ich frage lieber meine Mitschüler“

Viele Schüler haben generell nichts dagegen. Sie finden: Lehrer sollten so einfach wie möglich für sie erreichbar sein, etwa für Fragen zu den Hausaufgaben. Darauf kann ich verzichten. Schon aus rein organisatorischen Gründen: Wurde die Aufgabenstellung im Unterricht gut erklärt, habe ich eigentlich selten Probleme mit dem Lösen – und wenn doch, kann ich immer noch Mitschüler fragen, die wahrscheinlich eher als der Lehrer erreichbar sind.

Und außerdem: Ich würde im Unterricht auch nicht mehr hinhören, wenn ich im Nachhinein eh noch mal alles besprechen kann. Wenn ich mich jetzt noch in die Lage meiner Lehrer hineinversetze, macht das die Sache auch nicht besser: Wollen die wirklich nach Feierabend von zu Hause aus immer noch Facebook-Nachrichten von uns Schülern beantworten, weil wir es nicht geschafft haben, ihnen richtig zuzuhören?

Zumal Schüler ohne Facebook-Account deutlich im Nachteil wären. Sie wären gezwungen, sich einen solchen anzulegen, um dieselben Vorteile wie ihre Mitschüler zu genießen und auch in Gruppenchats mitreden zu können. Will man auf diese Weise im Ernst noch mehr Jugendliche auf eine Social-Media-Plattform treiben, die einen zweifelhaften Umgang mit persönlichen Daten praktiziert? Das sollte auf keinen Fall Voraussetzung für den Schulalltag werden.

„Wer möchte schon mit seinen Lehrern befreundet sein?“

Außerdem: Wer möchte schon mit seinen Lehrern befreundet sein? Eine Bedingung für Facebook-Messaging ist eine bestätigte Freundschaftsanfrage. Eine „Freundschaft“ auf Facebook aber lenkt doch vom eigentlichen Zweck der Sache ab, nämlich einer digitalen Hilfestellung für die Lehrer-Schüler-Kommunikation. Stattdessen erfahren wir dank Facebook plötzlich mehr über unsere Lehrer, als wir vielleicht wissen wollen – und umgekehrt. Fotos, mit wem sie befreundet sind, wo sie sich aufhalten und was sie gerade machen. Alles, was man auch mit echten Freunden und seiner Familie teilt. Natürlich gibt es die Privatsphäre-Einstellung. Aber jetzt mal ehrlich: Wer macht davon schon konsequent Gebrauch?

Eine offene Atmosphäre ist durchaus angenehm, außerhalb der Schule sollten aber beide Seiten auf ihre Privatsphäre achten – die Lehrer, um eine autoritäre Distanz zu wahren, und die Schüler, weil sie es später vielleicht doch einmal bereuen werden, ihre Partyfotos für alle sichtbar gepostet zu haben. Auch für ihre Lehrer.

Ein bisschen digitale Unterstützung für die Kommunikation von Lehrern und Schülern und die Organisation des Unterrichts – dagegen habe ich ja gar nichts. Nur bitte ohne die gesamte Pseudo-Freundschaft und unter Wahrung einer gesunden Distanz, die durch Facebook verloren gehen würde. Man sollte dafür kein Netzwerk nutzen, dessen Daseinszweck es ist, dass Freunde digitalen Kontakt halten und dabei möglichst viel Persönliches offenbaren.

„Es geht doch auch anders“

Seriösere Alternativen stehen ja zur Verfügung. Inzwischen gibt es sogar schon spezielle Programme für die Lehrer-Schüler-Kommunikation, mit denen Lehrer einfache Erinnerungs-SMS schicken und Schüler im Gruppenchat antworten können. Oder man schickt halt eine ganz altmodische E-Mail, das hat für mich bis jetzt immer funktioniert.

Da die meisten meiner Lehrer es kaum schaffen, mit elektronischen Wandtafeln umzugehen, bezweifle ich ohnehin, dass sie es mit mehr als einer simplen Messenger-App aufnehmen könnten.

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cms-image-000048523.jpg (Foto: Renke Brandt)
(Foto: Renke Brandt)

Lia Friderichs (16) ist gerade von ihrem Auslandsjahr aus den USA zurückgekommen und geht jetzt wieder auf ein Berliner Gymnasium. Mit ihren amerikanischen Lehrern hat sie immer über eine eigens für die Schule konzipierte App kommuniziert. Das habe besser funktioniert, als es mit Facebook je könnte, sagt sie. 

Lehrerin Dorothea Kleffner ist da anderer Meinung: Um die Frage nach Nähe oder Distanz von Lehrern und Schülern wird zu viel Aufhebens gemacht, sagt sie