Wenn man sich Zahlen über Tote und Verletzte durch Schusswaffen anschaut, gehört Rio de Janeiro zu den unsichersten Städten der Welt. Doch können selbst diese Statistiken auch nur das erfassen, was offiziell gemeldet und polizeilich dokumentiert wird. Das ist nicht einfach, und das gerade in den ärmeren informellen Siedlungen der Stadt, den Favelas, weit verbreitete Misstrauen gegenüber der Polizei lässt auch das Vertrauen in die offiziellen Zahlen bei vielen Menschen schwinden.
Wie viele Schießereien gibt es in Rio? Um einer Antwort auf diese Frage zumindest näherzukommen, haben Aktivisten die App Kreuzfeuer (Fogo Cruzado) entwickelt. Anwohner sollen dort selbst eintragen können, wo es Schießereien gab und wie viele Menschen dabei verletzt wurden oder gestorben sind. Wer die App nutzt, um sich über Schusswaffen-Gewalt zu informieren, kann sich die gesammelten Daten nach Orten und Zeiträumen sortiert anzeigen lassen sowie nach Polizeibeteiligung.
Die Sicherheitslage in Rio ist komplex. Im Namen der staatlichen Drogenbekämpfung seit den 1990er-Jahren sind bei den Einsätzen in Favelas oftmals auch Zivilisten ums Leben gekommen. „Die Polizei gerät hier bis heute in eine Doppelrolle: Auf der einen Seite soll sie den bewaffneten Drogenhandel und die Milizen bekämpfen. Auf der anderen Seite würde der Drogenhandel ohne das Mitwirken einzelner Segmente der Polizei nicht funktionieren“, schreibt Dennis Pauschinger auf bpb.de zur „Sicherheit in Rio“.
Mehr dazu in diesen beiden Artikeln im bpb-Dossier „Brasilien“.