Am Wochenende fand in der Hauptstadt der weltgrößte Friedenskongress des Jahres statt, das Motto lautete „Abrüsten – für ein Klima des Friedens“. Wer davon nichts mitbekommen hat, bestätigt indirekt, was Forscher schon länger beobachten: Die Friedensbewegung ist kleiner geworden und ihre Mitglieder älter. Dabei ist ihr Anliegen nach wie vor aktuell, vielleicht so aktuell wie lange nicht. Wir haben einige Zahlen und Fakten zusammengetragen:
Was ist die Friedensbewegung?
Die Friedensbewegung versucht, den Krieg als politisches Mittel abzuschaffen oder zumindest einzudämmen. Dabei gab und gibt es natürlich nicht die eine Friedensbewegung, sondern viele verschiedene Bewegungen in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten. Die deutsche Friedensbewegung hat ihre Wurzeln im Protest gegen das Wettrüsten zwischen NATO und Warschauer Pakt während des Kalten Krieges. Ihren Höhepunkt erlebte sie 1983, als Hunderttausende gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierten. Nach der Wiedervereinigung gingen zwar immer noch Menschen gegen Krieg auf die Straße, der Organisationsgrad und die Teilnehmerzahlen der vorangegangenen Jahrzehnte wurden jedoch nie wieder erreicht.
Kriege und Konflikte weltweit: 409
Das Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung zählt in seinem Jahresbericht für 2015 insgesamt 409 Konflikte weltweit, von denen 223 gewaltsam ausgetragen werden – darunter 19 Kriege. Nähere Informationen gibt es auf dieser interaktiven Karte des Instituts.
Auslandseinsätze der Bundeswehr: 14
Die Bundeswehr ist derzeit mit 3.621 Soldaten und Soldatinnen in 14 Missionen in Europa, Afrika und Asien aktiv. Auch wenn nicht alle diese Einsätze als „Kampfeinsätze“ bezeichnet werden, so sind sie doch immer mit Gefahren und einem möglichen Waffengebrauch verbunden. Die Bundeswehr erstattet der Öffentlichkeit übrigens wöchentlich Bericht über die Einsatzlage.
Rüstungsausgaben weltweit: 1,676 Billionen US-Dollar
Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri sind die Ausgaben damit erstmals seit vier Jahren wieder leicht gestiegen. Die USA geben mit rund 596 Milliarden US-Dollar am meisten für ihr Militär aus, Deutschland liegt mit 39,4 Milliarden US-Dollar im weltweiten Vergleich an neunter Stelle. Die komplette „Rüstungs-Top-10“ in der „Tagesschau“.
Ausgaben für Rüstung im Verhältnis zu Ausgaben für Frieden (weltweit): 50.000 zu 1
Reiner Braun, der Ko-Präsident des International Peace Bureau (IPB), das den Friedenskongress veranstaltet hat, nannte diese Zahl in einem Interview mit der Wochenzeitung „der Freitag“. Mit Ausgaben für Frieden sind Gelder für Friedensforschung und zivile Konfliktbearbeitung gemeint. Wie aussagekräftig diese Schätzung des IPB ist, darüber kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Allerdings sagt auch Ban Ki-moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, die Welt sei überbewaffnet, der Friede jedoch unterfinanziert.
Zahl der Atomsprengköpfe weltweit: 15.400
Auch diese Zahl stammt aus einem Bericht vom Friedensforschungsinstitut Sipri. 93 Prozent der Atomwaffen sind demnach im Besitz der USA und Russlands; die restlichen gehören den offiziellen Atommächten Großbritannien, Frankreich und China sowie den faktischen Atommächten Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea (Israel hat den Besitz von Atomwaffen offiziell nie bestätigt). Insgesamt sind derzeit rund 4.100 Sprengköpfe gefechtsbereit, das Abkommen „New START“ sieht allerdings vor, dass die USA und Russland ihr Waffenarsenal bis 2018 auf 1.550 gefechtsbereite Sprengköpfe reduzieren.
Direkte Kriegstote im vergangenen Jahr: 112.000
Diese Zahl des Institute for Peace and Economics (IEP) steht für all diejenigen, die bei direkten Kampfhandlungen gestorben sind. Tote durch Begleiterscheinungen von Kriegen (wie beispielsweise Hunger und Krankheiten) wurden nicht gezählt. Drei Viertel der 112.000 Toten gehen auf die Kriege und Auseinandersetzungen in Syrien, Afghanistan und dem Irak zurück. Das IEP berechnet jährlich einen globalen Friedens-Index: Im Vergleich zum Vorjahr hat er sich leicht verschlechtert.
Titelbild: Klaus Rose/Ullstein Bild