Was ist da los?
Oscar (Niklas Bruhn) ist Anfang zwanzig und Berufsjugendlicher: Kindskopf und Geschäftsmann. Seit zwei Jahren läuft der Club, den er mit seinen Freundinnen und Freunden in St. Pauli aufgebaut hat. Lange Nächte, gemeinsame Trips und der Rausch der Musik haben ihn für immer mit seiner Crew zusammengeschweißt. Doch nun soll alles enden: Das Gebäude wird abgerissen! Am Silvesterabend bringt eine letzte, übergroße Party alle zusammen. Die Crew und ihre Geschichten. Ihre Sorgen und Ängste, ihre Erwartungen an den Traum vom Ausrasten und das Ewig-jung-Sein, an den Club als Miniatur einer freien Gesellschaft. Tino Hanekamps erster Club war das Vorbild für den Ort, ein kleiner Laden namens „Weltbühne“.
Was ist das Besondere an diesem Film?
Mit seinem Produktionsteam eröffnete Jakob Lass kurzerhand einen Club im Hamburger Industriegebiet, in dem an vier Abenden Bands und DJs auftraten. Über die Webseite konnten sich Feierwütige als Gäste bewerben. Und mittendrin: die Kameras und die Schauspielenden, nüchtern und konzentriert auf die Geschichte, quasi „so was von da“. Lass wollte erproben, ob ein Roman zu einem Film werden kann, ohne dass es dafür Worttreue braucht.
Wie wird’s erzählt?
Einzig aus der Perspektive des Protagonisten. Weil ein chaotischer Partyraum in einem teils improvisierten Film allein nicht unbedingt für einen rauschenden Erzählfluss taugt, gibt es immer wieder Auslassungen und Sprünge. Zu dem unzusammenhängenden Gefühl einer langen Nacht passt das gut. Spätestens wenn dann Bela B als gealterter Rocker auftaucht, wird aber sehr deutlich klar, dass Lass trotz aller Offenheit eben auch eine Geschichte inszenieren will. Sein Film soll kultig sein, emotional und politisch, selbst Fragen zur Stadtentwicklung dürfen sich einschleichen. Verbunden werden soll alles durch Oskars Stimme, die sich aufdringlich über das Geschehen legt und auf den Punkt bringen will, was nicht auf den Punkt zu bringen ist: die großen Fragen, die Gefühle, die Superlative. Die Selbstinszenierung Hanekamps aus der Buchvorlage trifft auf den Stilwillen von Jakob Lass, der den Roman als Stoff für seine Idee vom Kino nutzt.
Gemeinsam rauben sie dem Filmpublikum die Bewegungsfreiheit, die sowohl einer Partynacht als auch dem improvisierten Arbeiten eigentlich zu eigen ist. Der Regisseur nutzt die Energie der feiernden Menge, hat aber keinen Film gemacht, der sich wirklich für Kontrollverlust interessiert. Am Ende sind alle Statisten, und die Vieldeutigkeiten wurden weggetanzt.
Was Lust auf mehr macht
Der Regisseur feiert die absurden Momente, die eine Nacht magisch machen. Die Wasserschlacht auf der Clubtoilette. Die eingesperrte Mutter, die herumschreit und die keiner so recht rauslassen will. Vor allem nicht ihr Sohn. Da wird Spielfreude besonders sichtbar, in den Szenen dürfen die Schauspielenden und ihre Figuren verschwimmen.
Was hätte sein können
Für Hanekamps Roman gab es einen Trailer. Und der schaut sich gut weg. Vielleicht sogar besser als der Film – der fast zu überdreht ist. Er ist selbstbezogen, aber dabei zu schnell, um aufdringlich zu werden, auf unnötige Details fixiert und überlastet von Gedanken, für die es nicht genug Raum gibt. Also eigentlich wie im richtigen Leben.
Ideal für …
… alle, die von College-Partyfilmen angeödet sind und denen „Spring Breakers“ zu pessimistisch ist. „So was von da“ ist hip, macht Spaß und tut niemandem weh, weigert sich aber, die Intelligenz des Publikums herauszufordern.
„So was von da“, Deutschland 2018; Regie: Jakob Lass; 100 Minuten
Foto: DCM/Gordon Timpen