Terrorismus ist weltweit verbreitet, er hat viele Formen und Ziele. Terror wird von sehr unterschiedlichen Akteuren ausgeübt: vom Einzeltäter, geheim operierenden Gruppen bis hin zum Versuch, mit militärischen Mitteln eine eigene Staatlichkeit zu erobern und zu halten. In Deutschland sind aktuell vor allem der Rechtsterrorismus und der islamistische Terrorismus aktiv.
Terror ist immer auch der Versuch, der Gewalt einen Sinn zu geben. Er ist eine Form der Befeindung der Welt. Gegen die erklärten, gefühlten Feinde ist alles erlaubt, inklusive der Überschreitung des Tötungsverbotes. Eine Dynamik der Angst ist Treiber und Ziel der Akteure. Der Krieg wird in den Alltag gebracht, die Militanz wird zum militärischen Komplex.
Die eigenen Begründungen für diese extreme Gewalt können sehr verschieden sein: autoritäre, rassistische Rechtsideologien, Antisemitismus, religiöser Fanatismus, linksextreme Erlösungsideologien oder ethnisch-nationalistischer Aktivismus. Aber auch die Empfindung der eigenen Minderwertigkeit, Einsamkeit und fehlende Beachtung können als Antrieb wirken.
Für die angegriffenen Menschen und Gesellschaften ist das Motiv der Angreifer egal und wichtig. Es ist zunächst egal, weil im Moment der Tat die Gewalt unmittelbare Folgen hat, die Todesdrohung absolut ist. Es ist wichtig, die Motive zu erkennen, weil deutlich wird, dass der Terrorismus nicht einfach von außen kommt. Er ist uns fremd, aber er kommt oft aus unserer Mitte. Die digitalen Medien verstärken dabei die Radikalisierung, Vernetzung und Propaganda.
Entscheidet den Kampf gegen den Terror letztlich, wie ernst es uns damit ist, freundlich zu sein?
Im Angesicht des Terrors stellen sich Fragen an die angegriffenen Gesellschaften – was ist uns das Leben und Überleben wert? Mit welchen Mitteln wollen wir dem begegnen und uns verteidigen? Wie müssen wir die angemessenen Haltungen und Werte organisieren, um sie durchsetzen zu können? Was setzen wir der Politik der Angst entgegen?
Es gibt ein Leben nach der Tat. Die Toten zu ehren, den Überlebenden beizustehen ist ein erster Schritt. Denn gerade die Würde der Opfer und ihrer Angehörigen ist antastbar. Sie als Maß des Handelns zu beachten und sie zu schützen gibt auch Orientierung in der Frage, wie wir den Alltag weiter organisieren, wie wir die Widersprüche und Risse der eigenen Verhältnisse erkennen und angehen. Alltäglicher Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Vereinsamung, soziale und kulturelle Spaltung – das, was wir ignorieren und hinnehmen, begegnet uns auch im Extrem der terroristischen Gewalt wieder.
Dagegen braucht es Polizei, Justiz und zum Teil Militär, das ist notwendig, aber es reicht nicht. Was der Terrorismus bedroht, die offene Gesellschaft, Gewaltenteilung, kulturelle Vielfalt, friedliche Lösung von Konflikten – das kann und muss politisch verteidigt werden. Allerdings reichen die dafür entscheidenden Dimensionen des Politischen bis weit in unseren alltäglichen Umgang miteinander. Vielleicht entscheidet im Kampf gegen den Terror letztlich die Arbeit an der Freundlichkeit der Welt.