#1 Milch
Allein in Deutschland landen jedes Jahr etwa zwei Millionen Tonnen Milch im Müll. Bereits in den 1930er-Jahren versuchte man, Stoffe aus dem Milcheiweißbestandteil Kasein zu gewinnen, was jedoch mit sehr viel Wasser und hohem Chemikalienverbrauch verbunden war. Die Designerin, Mikrobiologin und Erfinderin der Qmilk, Anke Domaske, hat ein neues Verfahren entwickelt, das für die Herstellung von einem Kilogramm Qmilk-Fasern nur zwei Liter Wasser braucht und keinen Abfall erzeugt. Die Qmilk-Fasern fühlen sich seidig weich an. Sie bestehen aus nicht mehr trinkbarer Milch und werden somit aus einem Abfallprodukt hergestellt. Die bakterienhemmende und klimaregulierende Wirkung der Fasern ist gerade für Allergiker und Menschen mit Neurodermitis ein besonderer Vorteil. Aus Qmilk wird neben Kleidung unter anderem Kosmetik produziert.
#2 Ananas
Ananas könnte die beste vegane Lederalternative werden. Zur Rohstoffgewinnung werden die Blätter der Pflanze genutzt, die bei der Fruchternte bisher als Abfall anfallen. Piñatex heißt das aus deren Fasern entstehende Ledersubstitut, dessen Grundstoff weder weitere Pestizide noch zusätzliche Bewässerung braucht. Der soziale Aspekt kommt hier ebenfalls nicht zu kurz, denn die Bauern haben eine weitere Einkommensquelle aus einem Produkt, das bereits abgeerntet wurde. Aus dem fertigen veganen Leder werden Handtaschen, Schuhe sowie viele weitere herkömmliche Lederwaren hergestellt. Genau wie Tierleder ist Piñatex strapazierfähig und haltbar, dabei fühlt es sich sogar weicher an.
#3 Algen
Algen gehören zu den am schnellsten wachsenden Organismen. Dazu absorbieren sie CO₂ als „Nahrung“, wandeln es in Sauerstoff um und machen somit auch das Leben für andere Meeresbewohner gesünder. Um aus Algen Textilien herzustellen, muss man sie trocknen, zerkleinern, mahlen und mit Zellulosefasern verbinden, die dann weiterverarbeitet werden. Es gibt somit keine Textilien, die nur aus Algen bestehen. Dieses Herstellungsverfahren wird für die SeaCell genannte Faser des Start-ups Smartfiber angewandt. SeaCell zählt zu den smarten Fasern und kann zum Beispiel bei Schuppenflechte und Neurodermitis lindernd wirken.
#4 Flaschen
Aus recycelten PET-Flaschen lässt sich ein Garn herstellen, das für Kleidung und andere Textilien genutzt wird. Die Flaschen werden gewaschen und geschreddert. Dann werden die Plastikschnipsel zu einem Garn geschmolzen. Aus acht PET-Flaschen kann man ein Kilo Garn herstellen. Das dänische Unternehmen Knowledge Cotton Apparel fertigt beispielsweise eine Jacke aus 25 alten PET-Flaschen. Recyceltes Polyester ist qualitativ fast gleichwertig mit neuem, benötigt für die Herstellung jedoch weniger als die Hälfte an Energie und produziert rund ein Drittel weniger CO₂-Emissionen. Allerdings wird
kritisiert, dass das Sammeln und Verwerten der Flaschen viel Energie verbraucht.
Illustrationen: Frank Höhne