Spektakuläre Bilder
Man kennt das ja aus dem Fernsehen. Da gehen Polizisten bei einer Aktion der Polizeigewerkschaft in Uniform baden, um zu symbolisieren, dass ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Umweltschützer lassen gigantische Eisblöcke vor dem Brandenburger Tor schmelzen, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Und Tierrechtsaktivisten schmieren sich größtenteils nackt mit Kunstblut ein und lassen sich dann in überdimensionierten Fleischverpackungen in der Fußgängerzone ausstellen. Professionell Protestierende versuchen möglichst spektakuläre Bilder für Fotografen und Kameraleute zu inszenieren, die Aktion vor Ort ist im Grunde nicht mehr für Passanten, sondern nur noch für Journalisten gemacht. Das Blöde ist nur, dass ein Heft mit 50 Seiten schnell gefüllt ist. Für unsere Fotostrecke zu diesem Thema gab es am Ende einfach keinen Platz.
Die andere Seite
Mit der Polizei ist das ja so eine Sache, wenn man als Journalist ein Anliegen hat. Oft hat man das Gefühl, dass es wesentlich leichter ist, mit Mördern und anderen Verbrechern ein Interview zu arrangieren. Wir wollten eigentlich nur zeigen, dass Polizisten einen ganz schön harten Job machen, wenn sie ständig irgendwelche Demonstrationen absichern müssen (und dabei womöglich auch noch angepöbelt werden). Wir hatten die Idee, einen Fotografen mitzuschicken, der sie einen Tag lang begleitet, aber die Pressestelle fand das gar nicht gut. Zu unsicher, hieß es. Zu viel Aufwand, zu viel Risiko. Und auch an einem Demonstrationstraining der Polizei wollte man uns nicht teilnehmen lassen.
Enten-Demo, Fische-Aufstand
Noch eine kuschelige Tiergeschichte im Heft zu haben wäre ja schön gewesen. Und so haben wir uns den Kopf darüber zermartert, wie man noch ein paar possierliche Tiere ins Blatt bekommt: Ein Autor erinnerte uns an den Protest der Boulevardpresse gegen den Umzug der Berliner Reiterstaffel der Polizei nach Brandenburg – oder den von Kampfhundbesitzern, die ihren Hunden wegen eines drohenden Zuchtverbots Davidsterne anstecken wollten – wie im Dritten Reich den Juden. Geschmackloser geht’s nicht. Dann schon eher was über Demonstrationen gegen Massentierhaltung oder Tierversuche. Aber, wie gesagt, wir wollten ja eher was Possierliches. Eine Ameisendemo gegen die Mountainbiker im Wald. Ein Goldfi schaufstand für mehr Platz im Glas. Eine Hausbesetzung durch heimatlose Hunde. Ein Katzenhungerstreik für mehr Futter. Ja, ja, wir hören ja schon auf.