Das feministische
Der Slogan: „The Future is Female“
Die Botschaft: Der feministische Kampf ist noch nicht zu Ende. Ich kämpfe mit.
Die Geschichte: Das bei heutigen Feministinnen beliebte Shirt ist eine Generation älter als sie: In den 70er-Jahren wurde es im ersten New Yorker Frauen-Buchladen „Labyris Books“ verkauft, und die Fotografin Liza Cowan machte 1975 ein Bild von ihrer Freundin darin. 30 Jahre später tauchte dieses Foto auf dem Instagram-Account h_e_r_s_t_o_r_y auf, der sich der Geschichte lesbischer Emanzipation widmet. Dort entdeckte es die Grafikdesignerin Rachel Berks. Sie übernahm den Slogan, modernisierte das Design und vertreibt die Shirts seitdem über ihr Label „Otherwild“. 25 Prozent der Einnahmen aus Produkten mit diesem Slogan spendet sie an die amerikanische NGO „Planned Parenthood“, die unter anderem Schwangerschaftsabbrüche organisiert und Verhütungsmittel verteilt und der Donald Trump die Förderung streichen will.
Wer trägt’s? Vor allem Frauen, die sich als Feministinnen verstehen (und den umstrittenen Begriff vielleicht nicht unbedingt auf der Brust stehen haben wollen). Manchmal auch Männer. Kinder, deren Eltern ihnen das Shirt anziehen. Mittlerweile findet man den Slogan auch auf unzähligen anderen Produkten von verschiedenen Anbietern – denn niemand weiß, wer das Original designt und darum das Copyright innehat.
Das sozial wache
Der Slogan: „Where can we get some drugs?“
Die Botschaft: Ich trage dieses Shirt, weil ich mir diese alltagsrassistische Aussage dauernd anhören muss. Und wenn sie so groß auf meiner Brust steht, checkst vielleicht auch du endlich, wie verletzend sie ist.
Die Geschichte: Als Isaiah Lopaz vor zehn Jahren von Los Angeles nach Berlin zog, wurde er – wie er vermutet, aufgrund seiner Dreadlocks – auf dem Weg zum Einkaufen gefragt, wo man Drogen bekommen könne. Und danach immer wieder. Lopaz ist schwarz. Der Alltagsrassismus, der ihm begegnet, hat viele Formen, von Kommentaren zu seinem Schwulsein über die Frage „Wo kommst du wirklich her?“ bis hin zur Verwendung des N-Wortes. Um eine Debatte über Vorurteile anzustoßen, designte er Shirts mit den kränkenden Aussagen darauf, ließ sich damit fotografieren und veröffentlichte die Bilder und ergänzende Texte über Alltagsrassismus auf seinem Blog „Him Noir“.
Wer trägt’s? Ausschließlich Isaiah Lopaz. Die Shirts sind Teil seiner Kunstaktion und kein kommerzielles Produkt.
Das republikanische
Der Slogan: „Reagan Bush ’84“
Die Botschaft: Ich bin konservativ und sehne mich nach der guten, alten Zeit (auch, wenn ich 1984 noch gar nicht auf der Welt war).
Die Geschichte: 1984 wurden US-Präsident Ronald Reagan und sein Vizepräsident George H. W. Bush wiedergewählt. Das ist lange her – aber das schnörkellose T-Shirt ihrer Kampagne von 1984 tauchte in den vergangenen Jahren auf einmal wieder auf. Vor allem im Präsidentschaftswahlkampf 2016 konnte man konservative Amerikaner damit herumlaufen sehen. Viele von ihnen verehren Reagan wie einen Gott: Er war und ist der eine Republikaner, auf den sich alle einigen können. Das Revival der Shirts 2016 hatte vermutlich auch damit zu tun, dass Donald Trump teilweise als neuer Reagan gehandelt wurde. Denn der begann seine Karriere als Schauspieler, war dadurch schon in der Öffentlichkeit bekannt und trat als Anti-Establishment-Kandidat an – eine Biographie also, die gewisse Ähnlichkeiten mit der des Geschäftsmanns und Reality-TV-Stars Trump (der übrigens auch den Slogan „Make America Great Again“ von Reagans 84er-Kampagne übernahm) aufweist. Aber auch, wer als Republikaner Trump nicht guthieß, konnte das Shirt mit Stolz tragen – dann stand es eben nur für den Wunsch, es möge endlich mal wieder einer wie Reagan kommen und die Partei und das Land retten.
Wer trägt’s? Wie gesagt: hauptsächlich konservative Amerikaner. Und zwar nicht nur solche, die in der Ära Reagan aufgewachsen sind, sondern auch solche, die erst nach der Mitte der 1980er-Jahre geboren worden sind. Vorreiter waren offenbar Mitglieder konservativer Studentenverbindungen an US-Universitäten. Und im Vorwahlkampf 2015 zog sich sogar Jeb Bush eines an und zeigte es, indem er sich auf der Bühne das Oberhemd öffnete. Wobei es ihm dabei womöglich eher um seinen Vater als um den großen Reagan ging.
Das muslimische
Der Slogan: „I Love My Prophet“
Die Botschaft: Ja, ich bin gläubig. Nein, ich bin nicht radikal.
Die Geschichte: 2005 gab es eine hitzige Debatte um die „Mohammed-Karikaturen“ der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“. Melih Kesmen, Grafikdesigner aus dem Ruhrgebiet und Sohn türkischer Gastarbeiter, empfand die Zeichnungen zwar ebenfalls als „unnötige Provokation“, fand aber einen humorvollen und selbstbewussten Weg, damit umzugehen: Er druckte sich „I Love My Prophet“ auf ein Shirt und lief damit durch London, wo er damals lebte. Die Reaktionen waren überwiegend positiv. Von dieser Idee ausgehend, gründete Kesmen das Label „Styleislam“: Er designt Mode und Accessoires mit dem Propheten-Slogan und anderen Sätzen wie „Make Çay not War“, „Terrorism has no Religion“ oder „Hijab. My Right, my Choice, my Life“.
Wer trägt’s? : Moderne, gläubige Muslime, die zeigen wollen, dass sich diese Attribute sehr wohl miteinander vereinbaren lassen.
Illustrationen: Daavid Mörtl