Ira Thiessen ist selbst Russlanddeutsche und hat andere Russlanddeutsche fotografiert: Menschen, deren Vorfahren vor langer Zeit ins Zarenreich auswanderten und die heute eine der größten Zuwanderergruppen in Deutschland bilden. Hierhin kommen sie aus demselben Grund, aus dem ihre Vorfahren einst die alte Heimat in Richtung Osten verließen: in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
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![Die Fotografin Ira Thiessen sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Erst mit ihrer Arbeit „Privet Germania“ sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist Die Fotografin Ira Thiessen sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Erst mit ihrer Arbeit „Privet Germania“ sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist (Foto: Ira Thiessen)](https://fluter.de/sites/default/files/cms-image-000048600.jpg)
Die Fotografin Ira Thiessen sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Erst mit ihrer Arbeit „Privet Germania“ sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist
(Foto: Ira Thiessen)Die Migration deutscher Siedler nach Russland begann vor etwa 250 Jahren. Seitdem haben sie und ihre Nachkommen dort eine wechselvolle Geschichte durchlebt – von gelungener Integration bis zu Deportation und Zwangsarbeit.
Seitdem die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1950 angefangen hatte, sie als „Spätaussiedler“ aufzunehmen, kamen mehr als 4,5 Millionen in das Land ihrer Vorfahren zurück – ein Land, das die meisten nur aus Erzählungen kannten. Allein in den 1990er-Jahren, nach der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung der Sowjetunion, waren es gut 1,7 Millionen Menschen, die aus Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland einwanderten. Als sogenannte „deutsche Volkszugehörige“ können sie als Spätaussiedler anerkannt werden und hier leicht die Staatsangehörigkeit erhalten, müssen dafür allerdings unter anderem deutsche Sprachkenntnisse nachweisen.
Ihre Kinder leben heute oft zwischen zwei Welten: Der Konsum russischsprachiger Medien ist weit verbreitet, es gibt auch Tendenzen der Abgrenzung – etwa in der Schule, wo Mädchen aus orthodoxen Familien nicht am Sport- oder Sexualkundeunterricht teilnehmen. Andererseits möchten sich gerade die jungen Menschen in das heutige bundesrepublikanische Leben integrieren. In Thiessens Fotoarbeit „Privet Germania“ kann man diese Menschen und ihre hybride kulturelle Identität sehen.
![„Was aber passiert, wenn die Wurzeln von Menschen verpflanzt werden und sie sich an neue Umstände anpassen müssen?“ Das war für Ira Thiessen die Ausgangsfrage zu ihrer Fotoarbeit „Privat Germania“. „Was aber passiert, wenn die Wurzeln von Menschen verpflanzt werden und sie sich an neue Umstände anpassen müssen?“ Das war für Ira Thiessen die Ausgangsfrage zu ihrer Fotoarbeit „Privat Germania“.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048571.jpg?itok=pcsrgSV5)
„Was aber passiert, wenn die Wurzeln von Menschen verpflanzt werden und sie sich an neue Umstände anpassen müssen?“ Das war für Ira Thiessen die Ausgangsfrage zu ihrer Fotoarbeit „Privat Germania“.
(Foto: Ira Thiessen)![Die Fotografien wurde 1983 in Kirgisien geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Das ist der persönliche Hintergrund. Die Fotografien wurde 1983 in Kirgisien geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Das ist der persönliche Hintergrund.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048573_0.jpg?itok=iC4MQxhc)
Die Fotografien wurde 1983 in Kirgisien geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Das ist der persönliche Hintergrund.
(Foto: Ira Thiessen)![Die Menschen, die Ira Thiessen abbildet, hat sie über persönliche Kontakte, Web-Foren und durch Medienberichte gefunden. Die Menschen, die Ira Thiessen abbildet, hat sie über persönliche Kontakte, Web-Foren und durch Medienberichte gefunden.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048575.jpg?itok=C8QIaiZ9)
Die Menschen, die Ira Thiessen abbildet, hat sie über persönliche Kontakte, Web-Foren und durch Medienberichte gefunden.
(Foto: Ira Thiessen)![Kinder von Spätaussiedlern sind Teil zweier Kulturen. Aus der einen mag man zeitweise herauswachsen, ähnlich wie das Mädchen aus ihrem Kleid. Kinder von Spätaussiedlern sind Teil zweier Kulturen. Aus der einen mag man zeitweise herauswachsen, ähnlich wie das Mädchen aus ihrem Kleid.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048577.jpg?itok=M7XphVyY)
Kinder von Spätaussiedlern sind Teil zweier Kulturen. Aus der einen mag man zeitweise herauswachsen, ähnlich wie das Mädchen aus ihrem Kleid.
(Foto: Ira Thiessen)![Außerdem hat sie deutsch-russische Veranstaltungen, Schulen und Institute besucht, den Russlanddeutschen dort von ihrem Fotoprojekt erzählt und sie dafür gewonnen, sich vor die Kamera zu stellen. Außerdem hat sie deutsch-russische Veranstaltungen, Schulen und Institute besucht, den Russlanddeutschen dort von ihrem Fotoprojekt erzählt und sie dafür gewonnen, sich vor die Kamera zu stellen.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048579.jpg?itok=yj4h9O0i)
Außerdem hat sie deutsch-russische Veranstaltungen, Schulen und Institute besucht, den Russlanddeutschen dort von ihrem Fotoprojekt erzählt und sie dafür gewonnen, sich vor die Kamera zu stellen.
(Foto: Ira Thiessen)![Unter den porträtierten Personen sind aber auch viele Familienangehörige und Freunde der Fotografin. Unter den porträtierten Personen sind aber auch viele Familienangehörige und Freunde der Fotografin.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048581.jpg?itok=gUlCfyhs)
Unter den porträtierten Personen sind aber auch viele Familienangehörige und Freunde der Fotografin.
(Foto: Ira Thiessen)![Alle Beteiligten hat sie in ihrem persönlichen Wohnumfeld portraitiert, und gewährt dadurch einen privaten Einblick in die Lebenswelten der Menschen. Alle Beteiligten hat sie in ihrem persönlichen Wohnumfeld portraitiert, und gewährt dadurch einen privaten Einblick in die Lebenswelten der Menschen.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048583.jpg?itok=0Nvs94Vv)
Alle Beteiligten hat sie in ihrem persönlichen Wohnumfeld portraitiert, und gewährt dadurch einen privaten Einblick in die Lebenswelten der Menschen.
(Foto: Ira Thiessen)![Fotografiert hat Ira Thiessen hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, wo sie früher mal gelebt hat und in Berlin, wo sie heute wohnt. Fotografiert hat Ira Thiessen hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, wo sie früher mal gelebt hat und in Berlin, wo sie heute wohnt.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048585.jpg?itok=OUcvZgvW)
Fotografiert hat Ira Thiessen hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, wo sie früher mal gelebt hat und in Berlin, wo sie heute wohnt.
(Foto: Ira Thiessen)![Thiessen arbeitet mit einer analogen Kamera und verbindet in ihrer Arbeit „Elemente aus der Malerei, Theater und der Atelierfotografie“, wie sie sagt. Thiessen arbeitet mit einer analogen Kamera und verbindet in ihrer Arbeit „Elemente aus der Malerei, Theater und der Atelierfotografie“, wie sie sagt.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048587.jpg?itok=-3yxf7Lb)
Thiessen arbeitet mit einer analogen Kamera und verbindet in ihrer Arbeit „Elemente aus der Malerei, Theater und der Atelierfotografie“, wie sie sagt.
(Foto: Ira Thiessen)![Für die sehr privaten Aufnahmen bedurfte es viel Zeit und persönlicher Nähe zu den Portraitierten. Meistens verabredete sich die Fotografin mehrmals mit den Leuten, um schließlich ein Foto von ihnen zu haben. Für die sehr privaten Aufnahmen bedurfte es viel Zeit und persönlicher Nähe zu den Portraitierten. Meistens verabredete sich die Fotografin mehrmals mit den Leuten, um schließlich ein Foto von ihnen zu haben.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048589.jpg?itok=SBCJa8s4)
Für die sehr privaten Aufnahmen bedurfte es viel Zeit und persönlicher Nähe zu den Portraitierten. Meistens verabredete sich die Fotografin mehrmals mit den Leuten, um schließlich ein Foto von ihnen zu haben.
(Foto: Ira Thiessen)![Die Fotografin erklärt: „Das Zusammenspiel von Requisiten und dem immer vorhandenen Stoffhintergrund, der wie ein Fremdkörper bzw. Störelement wirkt, unterstreicht die Individualität der Abgebildeten und isoliert sie aus ihrer Privatsphäre.“ Die Fotografin erklärt: „Das Zusammenspiel von Requisiten und dem immer vorhandenen Stoffhintergrund, der wie ein Fremdkörper bzw. Störelement wirkt, unterstreicht die Individualität der Abgebildeten und isoliert sie aus ihrer Privatsphäre.“](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048591.jpg?itok=pR_hjAiv)
Die Fotografin erklärt: „Das Zusammenspiel von Requisiten und dem immer vorhandenen Stoffhintergrund, der wie ein Fremdkörper bzw. Störelement wirkt, unterstreicht die Individualität der Abgebildeten und isoliert sie aus ihrer Privatsphäre.“
(Foto: Ira Thiessen)![Und weiter: „Diese absichtliche Sichtbarmachung der Inszenierung erschafft einen ‘Bilderrahmen‘: Die Protagonisten sind umrahmt von ihrer Umgebung, die nicht nur als kultureller, sondern auch formeller Rahmen erscheint.“ Und weiter: „Diese absichtliche Sichtbarmachung der Inszenierung erschafft einen ‘Bilderrahmen‘: Die Protagonisten sind umrahmt von ihrer Umgebung, die nicht nur als kultureller, sondern auch formeller Rahmen erscheint.“](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048593.jpg?itok=PPut5Vxm)
Und weiter: „Diese absichtliche Sichtbarmachung der Inszenierung erschafft einen ‘Bilderrahmen‘: Die Protagonisten sind umrahmt von ihrer Umgebung, die nicht nur als kultureller, sondern auch formeller Rahmen erscheint.“
(Foto: Ira Thiessen)![Um sich einer bestimmten Kultur anzunähern, so berichtet die Fotografin, bedarf es einer Auseinandersetzung mit Bedingungen und Hintergründen. Zentrales Mittel sei der persönliche Kontakt, denn nur wen man kenne, den könne man verstehen. Um sich einer bestimmten Kultur anzunähern, so berichtet die Fotografin, bedarf es einer Auseinandersetzung mit Bedingungen und Hintergründen. Zentrales Mittel sei der persönliche Kontakt, denn nur wen man kenne, den könne man verstehen.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048595.jpg?itok=BPEds7Dc)
Um sich einer bestimmten Kultur anzunähern, so berichtet die Fotografin, bedarf es einer Auseinandersetzung mit Bedingungen und Hintergründen. Zentrales Mittel sei der persönliche Kontakt, denn nur wen man kenne, den könne man verstehen.
(Foto: Ira Thiessen)![Die Fotografin sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Aber erst im Rahmen ihrer Arbeit sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist. Die Fotografin sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Aber erst im Rahmen ihrer Arbeit sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist.](https://fluter.de/sites/default/files/styles/article_full_width/public/galeries/cms-image-000048597.jpg?itok=J-Vuo1AG)
Die Fotografin sagt, dass sie früher ganz selbstverständlich Teil der russisch-deutschen Kultur war. Aber erst im Rahmen ihrer Arbeit sei ihr bewusst geworden, was charakteristisch deutsch, russisch oder deutsch-russisch ist.
(Foto: Ira Thiessen)