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Geräte, die im Internet der Dinge miteinander kommunizieren (GIF: Anthony Antonellis)
(GIF: Anthony Antonellis)

Für alle, die jetzt nicht die Zeit oder Energie haben, das wichtige, aber ziemlich dicke Buch von Yvonne Hofstetter zu lesen, drei Kerninformationen vorweg. Hofstetter, eine der führenden Big-Data-Expertinnen in Deutschland, ist in keinem sozialen Netzwerk, verwendet kein Google und besitzt nicht mal ein Smartphone. Die seien in Wirklichkeit Messgeräte, mit denen man auch telefonieren könne, schreibt Hofstetter gleich zu Anfang ihres neuen Buches. Und messen – das tun eine ganze Menge Firmen. Denn unsere Daten sind längst Teil ihres Geschäftsmodells.

Für alle, die genauer wissen wollen, warum eine derart profilierte Kennerin der Digitalisierung diese allernormalsten Geräte und Programme nicht nutzt, weil sie sie für zu gefährlich hält, für die führt kein Weg vorbei an „Das Ende der Demokratie: Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt“.

Dein Toaster überwacht Dich!

Der Titel klingt erst mal alarmistisch und schrill, und tatsächlich weidet sich das Buch bisweilen etwas grell in Niedergangsszenarien. Glaubt man Hofstetter, ist das Ende der Demokratie und damit unserer Freiheit nah. Wir würden unser Gesellschaftssystem für ein paar Annehmlichkeiten im Alltag opfern. Hier eine Nachricht, dort ein Stream und immer mit dem Navi unterwegs. Was kann denn daran so schlimm sein?

Eine Menge – führt Hofstetter aus. Wo Daten und Informationen zu einer Steigerung der Effizienz führen, entsteht ein Informationskapitalismus. Nach der Logik von Wirtschaft und Kapital strebt dieser nach Expansion. Und wenn der Toaster mit der Kaffeemaschine kommuniziert, wie das heute schon im Internet der Dinge mit seiner Umgebungsintelligenz der Fall ist, dann entsteht ein Überwachungskapitalismus, der jede unserer Alltagshandlungen tracken kann. Wir steuern also geradewegs auf eine Kontrollgesellschaft zu, beherrscht von einigen wenigen Technologiegiganten aus dem Silicon Valley. Und die kann man bekanntlich nicht (ab-)wählen. Ob wir das Blatt noch wenden können, sei eine Schlüsselfrage des 21. Jahrhunderts.

Ein Supercomputer als Politiker?

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das ende der demokratie

Yvonne Hofstetter: „Das Ende der Demokratie. Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt“. C. Bertelsmann, Gütersloh 2016, 512 Seiten, 22,90 Euro

Hofstetter hat sich viel vorgenommen. Beflügelt von ihrem Spiegel-Beststeller „Sie wissen alles“, in dem es um die totalitäre Tendenz von Datensystemen geht, entwirft sie ein fiktives Experiment. Zwei Wissenschaftler versuchen einen künstlichen Politiker zu schaffen, der die EU retten soll vor dem Rechtsruck und dem Finanzkollaps. Das mag nach Science-Fiction klingen, ist aber näher an der Wirklichkeit, als man meinen möchte. Immerhin hat sich während des letzten US-Wahlkampfs eine Stiftung dafür eingesetzt, dass Watson, der Supercomputer von IBM, als Kandidat aufgestellt wird.

Die Überlegungen der beiden Wissenschaftler bilden das Rückgrat des Buches. Man lernt dabei vieles über politische Theorie, Komplexitätsforschung und Kybernetik. Aufschlussreich sind die Passagen, wo es um eine Wirtschaft geht, in der immer weniger Menschen gebraucht werden, da die Algorithmen den Job viel besser machen können. Im Wesentlichen umkreist das Buch aber die Frage, wie die künstliche Intelligenz in Zeiten des Informationskapitalismus human und demokratisch beherrschbar bleibt.

Was kann man tun? Hofstetter hat da ein paar Vorschläge. Ganz konkret sollte man darüber nachdenken, ob man Maschinen verklagen können sollte, man sollte die Gratisökonomie abschaffen – und, so bizarr das klingt, ein zweites, ein europäisches Internet aufbauen.

Spätestens dann versteht man auch die erst mal überraschende Widmung vorne im Buch. Sie gilt dem Europäischen Parlament.