Fast 900 Kilometer schlängelt sich die BR-319 durch den brasilianischen Regenwald. Sie soll die nördliche Metropole Manaus mit dem südlichen Porto Velho und damit dem Rest des Landes verbinden. Soll, weil der Regenwald die in den 1970er-Jahren gebaute Straße zurückerobert hat: Hunderte Wasserläufe und Bäche queren heute den Weg, meterhoher Schlamm verhindert die Weiterfahrt. Seit vielen Jahren ist die Straße zu weiten Teilen unpassierbar, die letzte Busverbindung wurde längst eingestellt. Waren aus der Freihandelszone in Manaus müssen wieder per Schiff transportiert werden, was viel länger dauert.
Die brasilianische Regierung beschloss deshalb 2005, die Straße zu sanieren. Brücken wurden erneuert, der brüchige Asphalt abgetragen und das Fundament vorbereitet. Weil aber der mittlere Teil der Straße inzwischen in einem neuen Naturschutzgebiet liegt, ist für die Bebauung eine Umweltlizenz nötig. Ökologen schätzen aber, dass über fünf Millionen Hektar an artenreichem Primärwald verschwinden könnten. Die Naturschutzbehörde IBAMA hat die Genehmigung für den Ausbau bis heute nicht erteilt.
Viele Einheimische sind überzeugt, dass die Bauverzögerung weniger mit Umweltschutz denn mit Korruption zu tun hat: Den einflussreichen Reedern, die am Frachtverkehr viel Geld verdienen, sei die sanierte Straße ein Dorn im Auge. Und zwar ein so großer, dass der Weg mithilfe bestechlicher Politiker absichtlich zerstört worden sein soll. Ob an diesen Vorwürfen etwas dran ist oder es sich einzig um Spekulationen handelt, lässt sich nur schwer bis gar nicht überprüfen.
Die Filmemacher Nathalie Pfeiffer und Alejandro Hainsfurth haben mit den Menschen gesprochen, die an der BR-319 leben: über das Bedürfnis nach gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Anschluss auf der einen und die Notwendigkeit Naturschutz auf der anderen Seite.