Das Heft – Nr. 30

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Editorial

Das Editorial zu fluter-Heft Nummer 30: DDR

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Die DDR war einmal.
Für viele ist es ein Land, das sie nur aus Erzählungen kennen. Aus diesem Block historischen Materials, der durch die Entfernung oft etwas Märchenhaftes bekommt, hat fluter einige Geschichten herausgegriffen. Bei aller Komplexität – es gibt ein paar einfache Wahrheiten: Ein Staat, der seine Bürger einsperrt und ermordet, wenn sie fliehen wollen, ist kein guter Staat. Ein politisches System, das einer kleinen Gruppe alter Männer unkontrollierte Macht über alles gibt, ist eine Diktatur. Auch wenn sie sich den Namen »Demokratische Republik« gibt. Diktaturen sind im besten Fall absurd und in der Regel voller Gewalt. Eine Planwirtschaft, die die Umwelt zerstört, die Infrastruktur verkommen lässt, den Mangel permanent macht, ist als ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit Misswirtschaft. Der Widerspruch zwischen dem öffentlich verkündeten Anspruch der Errichtung einer paradiesischen Gesellschaft und der tristen Wirklichkeit des »real existierenden Sozialismus« machte die Staatsideologie des Marxismus-Leninismus zur groben Folklore. Dagegen gab es von Anfang an Absetzbewegungen, als Flucht aus dem Land oder als Flucht ins Private. Unter dem Radar der allgegenwärtigen Staatsmacht versuchte die Jugend ihr Leben, schuf Subkulturen, die sich an westlichen Stilen orientierten und doch ein bizarres Eigenleben gewannen.

Das Beste an der DDR war ihr Ende. Eine Revolution, die insgesamt friedlich verlief. Innerhalb weniger Monate nutzten Tausende mutiger Menschen die Schwäche des sowjetischen Imperiums und der eigenen Staatsmacht, gründeten Organisationen, Parteien, gingen auf die Straße und brachten das Kartenhaus zum Einsturz. Die Wochen vor und nach dem Fall der Berliner Mauer gehören zu den glücklichsten der deutschen Geschichte. »Wahnsinn!« war der Ruf der Stunde in diesen historischen Tagen. Diese Revolution hat einige Namen bekommen: 89, Mauerfall, Wiedervereinigung, Wende. Das letztere Wort hat sich in der Alltagssprache am weitesten durchgesetzt, ungeachtet dessen, dass es der unsägliche Egon Krenz beim Versuch, die SED Herrschaft zu retten, als einer der Ersten in die Welt setzte. Vielleicht ist »Wende« deshalb so verbreitet, weil es den lebensgeschichtlichen Umbruch für Millionen Menschen für viele am ehesten fassbar macht. Denn mit der Revolution von 1989 war die Geschichte der DDR nicht zu Ende. Mehr gibt es auf der anderen Seite des Heftes – bitte wenden. 

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