Ein Zimmermann klettert über das Orstschild

Auf die harte Tour

Auf der Walz folgen junge Handwerkerinnen und Handwerker jahrhundertealten Traditionen – und strengen Regeln. Der Fotograf Tomás Munita ist mitgewandert

Fotos: Tomás Munita
Thema: Arbeit
16. Juni 2025
Zimmermänner wandern am Strassenrand

(1) Du sollst deine Heimat verlassen. 

(2) Du sollst nur mitnehmen, was du am Körper tragen kannst, höchstens fünf Euro, nicht aber Smartphone oder Laptop. 

(3) Du sollst über das Ortsschild deiner Heimatstadt klettern. 

(4) Du sollst in der Öffentlichkeit stets deine Kluft tragen. 

(5) Du sollst frühestens nach drei Jahren und einem Tag zurückkehren. 

Zimmermänner arbeiten auf einer Baustelle
Zimmermänner schlafen am Boden

So wollen es einige der vielen Regeln für Wandergesellen. Der Fotograf Tomás Munita hat sie begleitet: junge Männer, seltener Frauen, die ihre Ausbildung zum Zimmerer, Steinmetz oder Brauerin abgeschlossen haben und umherreisen. Oft nehmen sie Arbeiten an, die nichts mit ihrem erlernten Beruf zu tun haben. Um dazuzulernen oder weil sie Essen, ein Bett oder Transport brauchen, Dinge, für die sie kein Geld ausgeben dürfen.

Die Tradition reicht bis ins Mittelalter zurück. Gesellen sollten mit dem Wissen und den Techniken anderer Regionen in ihre Heimat zurückkehren. Bis ins 19. Jahrhundert war die Wanderschaft sogar Pflicht, um Meister werden zu können. Heute sind im deutschsprachigen Raum schätzungsweise 500 bis 600 Gesellen und Gesellinnen auf der Walz. Sie helfen vielerorts, den Mangel an Fachkräften zu lindern, zumindest, bis sie weiterziehen.

Zimmermann auf einem Dach
Zimmermänner machen auf der Strasse Musik
Schlaghosen auf der Rolltreppe
Zimmermann beim trampen

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