Kein Wunder, dass viele Flüchtlinge darüber klagen, dass die Langeweile in ihrer neuen Heimat so ziemlich das Schlimmste ist. In der Regel führen sie ein Leben in Abhängigkeit. Sie warten ständig auf den nächsten Bescheid einer Behörde und sind weitgehend zu Tatenlosigkeit verdammt. Ohne Erlaubnis dürfen sie kein Geld verdienen oder eine Ausbildung machen, und selbst wenn sie eine Arbeitserlaubnis haben, ist es meist schwer, eine Stelle zu bekommen. Menschen, die es gewohnt waren, in ihrem früheren Leben für sich und ihre Familie zu sorgen, werden so zu Bittstellern gemacht. Geld- und Sachspenden von engagierten Nachbarn sind zwar gut -gemeint, aber sie verändern die Position vieler Flüchtlinge nicht: Sie bleiben pas-sive Empfänger von Leistungen. Diese Beispiele zeigen, wie es besser läuft: 

In der Küche 

Vier Studenten gründeten 2013 in Berlin den Verein „Über den Tellerrand“, der Flüchtlinge mit schon länger in Deutschland lebenden Menschen zusammenbringt. Konkret funktioniert das zum Beispiel so, dass Flüchtlinge Kurse geben, in denen sie zeigen, wie man Speisen aus ihrer Heimat zubereitet. Für die Initiatoren ist das Kochen „eines der akzeptierten Medien des kulturellen Austausches“. Derzeit planen sie, „Über den Tellerrand“ in vielen Regionen Deutschlands anzubieten. Ein Buch mit Rezepten aus 14 Herkunftsländern gibt es bereits.

ueberdentellerrand.org

Im Hotel

In Wien hatte die Caritas die gute Idee, ein ehemaliges Altenheim in ein Hotel umzuwandeln, in dem fast alle Angestellten Flüchtlinge sind. Der Rezeptionist im „Hotel Magdas“ ist aus Guinea-Bissau, die Küchenhilfe kam aus dem Iran und eine Tschetschenin reinigt das Haus. Insgesamt 20 Flüchtlinge aus 16 Ländern arbeiten hier zusammen. Ein Jobcoach leitet sie an und hilft, wenn es Probleme gibt. Wer im Magdas übernachten will, sollte übrigens im Voraus planen. Das Hotel hat zwar erst im Februar eröffnet, doch es ist schon jetzt oft ausgebucht.

www.magdas-hotel.at

In der Werkstatt

Hämmern, schrauben und sägen – das ist der Job von Ali, Maiga, Saidou, Moussa und Malik aus Westafrika. Bei „Cucula“,  einer Flüchtlingsfirma für Handwerk und Design, produzieren die fünf Möbelklassiker des italienischen Designers Enzo Mari, teilweise stammt das Holz von ehemaligen Flüchtlingsbooten. Die Idee für dieses Projekt hatte der Möbeldesigner Sebastian Däschle. Mit dem Verkauf von Möbeln und durch Spenden finanziert Cucula Flüchtlingen eine Ausbildung.

www.cucula.org

Im Magazin

„Ich habe viel über die Frage nachgedacht, wie es wäre, wenn die Flüchtlinge eine Möglichkeit hätten, sich zu äußern – darüber, wer sie sind, was sie mitbringen, was sie brauchen, warum sie hergekommen sind und was sie belastet“, sagt Addis Mulugeta.  Der regimekritische Journalist floh aus Äthiopien und landete im März 2010 in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Würzburg. Dort gründete er das Magazin „Heimfocus“, in dem Flüchtlinge über alles schreiben, was ihnen am Herzen liegt. In der aktuellen Ausgabe findet sich neben einer Analyse der Pegida-Bewegung auch die ergreifende Geschichte einer Frau, die als Jugendliche aus Deutschland in den Kosovo abgeschoben wurde. 

www.heimfocus.net