Spätestens seit den ersten Fahrverboten für Dieselfahrzeuge in deutschen Innenstädten ist klar: Es müssen Alternativen zu den Verbrennungsmotoren her. Die Autoindustrie reagiert und investiert in die Entwicklung serienreifer Elektroautos. Sie sind leise, stoßen kein CO2 aus und entlasten dadurch unsere Gesundheit. Wer auf Elektro umsteigt, wird in Deutschland mit Steuervorteilen und Kaufprämien belohnt. Die suggerieren: Du tust der Umwelt und dir etwas Gutes. Aber bergen Elektroautos mit ihren leistungsstarken und unter Hochspannung stehenden Batteriepaketen nicht auch Gefahren für die Gesundheit ihrer Insassen?
Einige Studien warnen vor hoher Strahlenbelastung in Elektroautos …
1834 baute der deutsche Ingenieur Moritz Jacobi in Königsberg den ersten praxistauglichen Elektromotor. Heute gelten elektrisch angetriebene Fahrzeuge als Schlüsseltechnologie, mit der Stickstoffdioxid-Emissionen und damit der Klimawandel ein Stück weit eingedämmt werden könnten.
Studien und Fachartikel haben bisher keine klare Antwort darauf gegeben. Die einen warnen vor einer starken Belastung durch elektromagnetische Strahlen, die insbesondere von den im Rückraum des Fahrzeugs untergebrachten, mehrere Hundert Kilogramm schweren Batteriepaketen ausgehen und vor allem die hinten sitzenden Mitfahrer – häufig Kinder – bedrohen sollen. Die anderen verneinen eine Gesundheitsgefahr: Die Belastung durch Magnetfelder unterscheide sich in Elektroautos nur wenig von der in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Auch in herkömmlichen Fahrzeugen entstehen Magnetfelder, etwa durch Sitzheizungen und Lüftermotoren. In der Nähe dieser Quellen hat man bei Benzinern zum Teil Feldstärken gemessen, wie man sie auch in Elektroautos vorfindet.
Magnetfelder entstehen überall, wo Strom fließt. Sie sind unterschiedlich stark, je nachdem, in welcher Frequenz der Strom fließt. An dieser Frequenz orientiert sich auch der Grenzwert, den das entstehende Magnetfeld einhalten muss, um als nicht gesundheitsgefährdend zu gelten. Faustregel: Je höher die Frequenzen, desto niedriger der Grenzwert für die Magnetfeldstärke, die in Mikrotesla gemessen wird. Bei Elektroautos sind die Grenzwerte eher niedrig.
… Entwarnung gibt dagegen das Bundesamt für Strahlenschutz
2010 hatte die Bundesregierung die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ins Leben gerufen. Ihr Ziel: bis 2020 eine Million Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb auf Deutschlands Straßen bringen. Bislang sind es noch keine 500.000. Kürzlich wurde die Zielmarke korrigiert, erst im Jahr 2022 soll die Million geknackt werden.
Im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erforscht man seit Jahren, welche elektromagnetischen Felder beim Betrieb eines E-Mobils im Inneren des Wagens entstehen und welche Risiken sie für die menschliche Gesundheit bergen. 2009 hatte das BfS in einer Studie Feldmessungen in verschiedenen Elektrofahrzeugen durchgeführt – und die waren ganz unterschiedlich, je nachdem, wie der Wagen fährt, und vor allem, wo Leitungen und Batterien positioniert sind. Deswegen habe man in Kopfhöhe, weit weg von Kabeln und Batterie, sehr niedrige Werte gemessen. Nahe an der Karosserie hingegen, wo in ein paar Millimetern Abstand eine Leitung verläuft, seien die Werte deutlich höher gewesen – „aber immer noch im Grenzwertbereich“, betont Dirk Geschwentner, wissenschaftlicher Referent in der Arbeitsgruppe Elektromagnetische Felder im BfS. Und dafür, dass Magnetfelder unterhalb der Grenzwerte sich langfristig auf den Körper auswirken, lägen keine Befunde vor.
Bei Kindern könnten womöglich selbst schwache Magnetfelder krebserregend wirken
Umstritten ist bislang noch, ob das auch auf Kinder zutrifft. Studien haben Hinweise darauf ergeben, dass es für sie ein leicht erhöhtes Risiko geben kann, eine bestimmte Form von kindlicher Leukämie (Blutkrebs) zu entwickeln, wenn sie über eine längere Zeit Magnetfeldern ausgesetzt sind. Selbst unterhalb der Grenzwerte. Allerdings beziehen sich diese Studien auf Frequenzen aus dem normalen Stromnetz (50 bis 60 Hertz). Elektroautos haben meist höhere Frequenzen, können diese niedrigen Frequenzbereiche aber ab und zu aufweisen.
2030 könnten schon 10 bis 15 Prozent der neu zugelassenen Autos Elektrofahrzeuge sein, sagt die NPE. Die deutsche Autoindustrie hat auf die Forderung reagiert, bezahlbare batteriebetriebene Fahrzeuge zu entwickeln und in Serie herzustellen: Audi, BMW, Mercedes und VW wollen den Anteil der Elektroautos in ihren Flotten erhöhen. Bis 2025 soll er zwischen 15 Prozent und rund einem Drittel betragen.
Auch beim Laden der Batterien von Elektroautos entstehen elektromagnetische Felder. Künftig wird nicht nur über Kabel aufgeladen, sondern auch kontaktlos. Bei diesem sogenannten induktiven Laden fließt der Strom über ein elektromagnetisches Feld aus einer im Boden eingebauten Sendespule in die Batterie. Dabei werden in relativ kurzer Zeit mehrere Kilowatt übertragen, wobei sehr hohe Feldstärken entstehen.
Bleiben Personen während des induktiven Ladens direkt neben dem Fahrzeug stehen oder darin sitzen, sind sie diesen Feldstärken ausgesetzt. Das kann übrigens theoretisch auch in Elektrobussen im öffentlichen Nahverkehr passieren. Schon jetzt laufen Versuche, wonach die Batterien dieser Busse an bestimmten Haltestellen während des Ein- und Aussteigens der Fahrgäste immer wieder über die Induktionsspule im Boden nachgeladen werden. Gesundheitliche Probleme traten bis jetzt keine auf. Aber auch hier gilt: Langzeitstudien fehlen noch.
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