Jakob Fugger: Schreck der Mächtigen, Wohltäter für die Armen
Vor ihm kuschte im 16. Jahrhundert selbst der Kaiser: Wenn der Augsburger Bankier Jakob Fugger seine Mahnungen verschickte, wurde auch der mächtige Karl V. an seine Schulden erinnert. Mit einem Vermögen von fast 700.000 Gulden galt Fugger als reichster Mensch seiner Zeit. Er handelte mit Kupfer, Silber und Gewürzen, vergab Kredite an Könige, den Kaiser und den Papst.
Kaiser Karl V. stand bei Fugger aber auch aus einem anderen Grund in der Kreide. Fugger hatte einst die deutschen Kurfürsten mit Geldgeschenken umworben, damit sie Karl zum Kaiser kürten. Man könnte auch sagen: Fugger hatte sie bestochen. So eine Kaiserwahl ähnelte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation damals nämlich eher einer Auktion: Wer am meisten bot, konnte seinen Kandidaten durchsetzen. Und Jakob Fugger hatte eben die meisten Gulden in der Schatulle.
Aber das letzte Hemd hat keine Taschen, sagt der Volksmund, und mehr als Gulden helfen angesichts unserer Sterblichkeit nach katholischer Sicht Gebete. Deshalb ließ der Katholik Fugger in Augsburg die Fuggerei errichten: eine Sozialsiedlung aus 140 Wohnungen mit eigener Kirche und eigenen Stadtmauern. Die existiert noch heute, und die Miete beträgt noch wie damals den Gegenwert von einem Gulden, also 88 Cent – pro Jahr. Dafür verpflichten sich die Mieter vertraglich, dreimal am Tag für Fuggers Seelenheil zu beten.
Kleopatra: Konnte nehmen, aber auch geben
Kleopatra, die schwarzhaarige Ägypterin: So kennt man sie aus Filmen und Asterix-Comics. Historisch gesehen ist das allerdings falsch: Kleopatra war Griechin. Das Land am Nil wurde seit Jahrhunderten von den sogenannten Ptolemäern beherrscht, zu denen auch sie gehörte. Ägyptisch lernte Kleopatra als Fremdsprache – wie übrigens acht weitere.
Es wäre allerdings untertrieben zu sagen, dass Kleopatra die Herrscherin über Ägypten war. Das Land gehörte ihr. Über mehr als die Hälfte von dem, was Bauern und Handwerker produzierten, konnte sie verfügen. Jedes Jahr erhielt sie laut ihrer Biografin Stacy Schiff 12.000 bis 15.000 sogenannte Talente; ein Talent entsprach 26 Kilogramm Silber. Kleopatra verdiente damit rund-1.000 mal so viel wie ein Priester. Und das war damals ein sehr gut entlohnter Posten. Ihr Reichtum war aber eben auch der Reichtum ihres Landes: In Trockenzeiten etwa wurden die Vorräte aus den Speicherkammern der Pharaonen aufgebraucht, damit die Bevölkerung nicht hungern musste.
Im Jahr 46 machte sie sich auf eine Reise von ihrer Residenzstadt Alexandria nach Rom. Der Reichtum der Metropole des Römischen Reiches war für sie vermutlich nicht sonderlich beeindruckend: Von Alexandria war Kleopatra einfach mehr Prunk gewöhnt. Auf ihren Galeeren ließ sie neben ihrem Hofstaat auch Geschenke nach Rom transportieren: goldene Trinkbecher und Gewürze, Mosaike, Parfüm und Leoparden. Die Blütezeit Ägyptens unter Kleopatra währte
Mansa Musa: Der Wüstenkönig, der es etwas übertrieben hat
Der Name Mansa Musa ist in Europa kaum bekannt. Doch der Herrscher aus Mali versetzte die Welt im 14. Jahrhundert mit seinem Reichtum in Erstaunen. Gold- und Sklavenhandel hatten sein Imperium im Westen Afrikas sehr wohlhabend werden lassen; es reichte vom Atlantik bis zum Niger. Alles Gold des Reiches gehörte rechtlich gesehen ihm, dem König.
Im Jahr 1324 begab sich Mansa Musa auf eine Pilgerreise nach Mekka. 60.000 Untertanen begleiteten ihn, darunter 12.000 Sklaven. 80 Kamele trugen jeweils mehr als 100 Kilogramm Gold. Von Mauretanien aus zog Musa mit seinem Hofstaat durch das heutige Algerien und Ägypten nach Mekka. Die gigantische Prozession dauerte mehrere Monate und verblüffte die Zeitgenossen. In europäischen Landkarten war das Mali-Reich ja mitunter gar nicht eingezeichnet.
Beim Zwischenstopp in Kairo zeigte sich König Musa dann äußerst großzügig. Er spendete Gold hier, gab Geschenke dort – an Arme wie auch an Beamte des Sultans. Musa hatte allerdings nicht bedacht, dass dadurch der Wert des Goldes und damit auch des ägyptischen Dinars verfiel. Auf dem Rückweg von Mekka musste sich dann Musa sogar Geld leihen, so sehr waren seine Vorräte aufgebraucht. Kairo litt selbst zwölf Jahre später noch unter einer Inflation.
Andrew Carnegie: Der freigiebige Schotte
Was haben die „Sesamstraße“, die Entdeckung des Insulins und die weltberühmte Carnegie Hall in New York gemeinsam? Sie wurden alle mit dem Geld des US-Stahlproduzenten Andrew Carnegie finanziert. „Der Mann, der reicht stirbt, stirbt in Schande“: Getreu diesem Motto spendete Carnegie rund 90 Prozent seines Reichtums für gute Zwecke. Im Alter von 13 Jahren war er 1848 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus Schottland in die USA gesegelt. Als Hilfsarbeiter in einer Textilfabrik verdiente er seine ersten Dollar. Mehr als 480 Millionen weitere sollten folgen, vor allem durch geschickte Aktieninvestitionen. Nach heutigen Maßstäben entspricht das in etwa 300 Milliarden Dollar.
Der Stahl-Tycoon Carnegie wollte bis zu seinem Lebensende allen Reichtum weggegeben haben. Von Carnegies Millionen wurden mehr als 2.500 sogenannte Carnegie-Bibliotheken in aller Welt gegründet, Tausende von Kirchenorgeln über seine Stiftungen finanziert. Die Carnegie Foundation schlug 1966 vor, Kinder mit einer Fernsehserie zu bilden – die „Sesamstraße“ war geboren. Selbst die Stadien des Embryos beim Menschen tragen Carnegies Namen: Sie wurden nämlich von einem Forscher der Carnegie Institution for Science erstmals beschrieben.
Seinem Vorbild folgten viele weitere reiche Amerikaner. Kaum eine Bibliothek, kaum eine Konzerthalle in den USA, an denen nicht der Name des Stifters verewigt ist. Bis heute sind Großspender in den USA viel bekannter – und oft auch beliebter – als in Europa. In Deutschland übernimmt dagegen häufig der (Sozial-)Staat die Aufgaben, für die in den USA Leute wie Carnegie aufkamen.
Wu Zetian: Chinas einzige Kaiserin – gab das Geld lieber für Prunkbauten aus
Ihren Mann soll sie ermordet haben, ihre Brüder habe sie zerstückeln lassen, ihre Mutter soll von ihr vergiftet worden sein, heißt es. Die Legenden über Chinas Kaiserin Wu (624–705) lesen sich wie ein Shakespeare-Drama. Das mag daran liegen, dass sich Wu tatsächlich verhalten haben könnte wie eine Lady Macbeth. Nach Ansicht vieler heutiger Forscher hatte das aber vor allem einen Grund: Wu war die einzige Frau, die jemals als Kaiserin über China herrschte. Weibliche Regenten galten in China als anrüchig, deshalb zeichneten Geschichtsschreiber gern das Bild von blutrünstigen Despotinnen.
Ihre politische Karriere begann Wu mit zwölf Jahren als Konkubine am kaiserlichen Hof. Erst verdrängte sie ihre Mitkonkubinen und schließlich auch die Gattin des Kaisers, sodass sie dessen Hauptfrau wurde. Als solche entfernte sie in langjährigen politischen Ränkespielen ihr feindlich gesinnte Minister aus der Regierung und besetzte diese Posten mit ihren Vertrauten. Im Jahr 690 bestieg sie schließlich selbst den Thron – mit Mitte 60. An ihrem Lebensende war Wu nicht nur die wohl mächtigste Frau der Welt, sondern auch die reichste.
Den Wohlstand verdankte sie – wie die meisten Herrscher – ihren Untertanen. Fast jeder vierte Erdbewohner war damals ein Chinese. In Wus Regierungssitz, der heutigen Stadt Xi’an, lebten damals rund eine Million Menschen. Unter ihrer Regentschaft wurde Xi’an immer weiter ausgebaut, mit imposanten Gebäuden wie der tempelartigen Halle des Lichts. Als 695 die rund 90 Meter hohe Halle des Lichts abbrannte, ließ Wu sie kurzerhand wiederaufbauen. Geld hatte sie ja genug.
Illustrationen: Enrico Nagel