Thema – Ukraine

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Make posts not war

Widerstand, Propaganda, Flucht: Der Krieg in der Ukraine findet auch in den Sozialen Medien statt

 „Ich habe entschieden, tapfer zu sein. Den Krieg mit Würde zu ertragen. Es nicht mehr wichtig zu nehmen, wenn mir Dinge fehlen, an die ich gewöhnt war: guter Kaffee, Maniküre, neue Klamotten, Bücher, Morgenrituale, Samstagsspaziergänge. Wir werden gewinnen“, schreibt Yaroslava Antipina am 3. März, dem achten Tag des Krieges, auf Twitter. Die ukrainische IT-Managerin ist nur eine von Tausenden Stimmen, die sich seit Beginn der russischen Invasion in den Sozialen Medien erheben. Dort sprechen sich die Menschen Mut zu, sie posten Bilder von Zerstörungen und bitten die Welt um Hilfe. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldet sich täglich über seine Accounts zu Wort. Er filmt sich selbst auf der Straße vor seinem Amtssitz, auch als Zeichen des Widerstands. Auf TikTok appellierte er sogar an russische Influencer, ihre Bevölkerung umzustimmen und diesen Krieg zu beenden.

Besonders aktiv ist die russische Regierung auf TikTok 

Auch die russische Regierung weiß die Sozialen Medien für ihre Zwecke zu nutzen. Schon seit Jahren verbreiten ihre Troll-Armeen Fake News in aller Welt, um Demokratien zu erschüttern. Damit die eigenen Bürger keine anderen Nachrichten als die Staatspropaganda erreichen, wurden Plattformen wie Twitter und Facebook in Russland blockiert. Gern nutzt Putins Regime Telegram, wo es keine Löschungen und Faktenchecks zu befürchten hat – während Facebook und Twitter alle Nachrichtenseiten markieren, die von Regierungen kontrolliert oder finanziert werden. Besonders verbreitet waren zu Beginn des Krieges russische Propagandavideos auf TikTok – mit emotionalen Szenen, die den Rückhalt in der Bevölkerung stärken sollen. Laut Untersuchungen des Institute for Strategic Dialogue wurde auf dem TikTok-Kanal der staatlichen russischen Informationsagentur in der Zeit zwischen dem 14. Januar und dem 28. Februar eine Playlist mit 83 Videos unter dem Titel „ukrainische Eskalation“ veröffentlicht, die rund 28,7 Millionen Mal angesehen wurden.

Längst ist es auch ein Krieg der Bilder: Aufnahmen von Panzerkolonnen, von zerstörten Häusern oder verletzten Soldaten fluten das Internet. Aber was ist echt, was nur geschickte Montage? Mittlerweile wächst auch die Zahl der Faktenprüfer: „Open Source Intelligence“ (OSINT) nennt es sich, wenn die Posts im Internet mit Hilfe frei zugänglicher Daten geprüft werden, wie es zum Beispiel das internationale Kollektiv Bellingcat macht – das bereits nachwies, dass ein Passagierflugzeug von Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord im Jahr 2014 von einem russischen Raketenwerfer über der Ukraine abgeschossen wurde. Als „Geheimdienst fürs Volk“ bezeichnet sich Bellingcat.

Nicht unwichtig ist auch die Rolle, die Soziale Netzwerke bei der Organisation von humanitärer Hilfe und finanzieller Unterstützung spielen. Zudem ist Facebook für viele Ukrainer ein Mittel, um sich mit Angehörigen und Freunden in der ganzen Welt zu verbinden und sie an ihrem Schicksal teilhaben lassen. Auf Twitter trenden Hashtags wie #Stop­PutinNOW, #StopRussia oder #StopWarIn­Ukraine – und es finden sich dort regelrechte Kriegstagebücher, in denen die Menschen oft stündlich davon berichten, was der Krieg für sie bedeutet. Wie das von Yaroslava Antipina. Sie ist mittlerweile aus Kiew geflohen und postet nun jeden Tag aus der Westukraine.

Titelbild: Akos Stiller/Bloomberg via Getty Images

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.