
Erst spielen, dann meckern
Im neuen Assassin’s Creed spielt man eine weibliche Ninja und einen Schwarzen Samurai – was noch vor Erscheinen zu heftiger Kritik führte
Worum geht’s?
„Assassin’s Creed Shadows“ ist der 14. Teil der seit 2007 veröffentlichten Reihe „Assassin’s Creed“ vom französischen Hersteller Ubisoft. Wie auch bei seinen Vorgängern erlebt man den Konflikt zwischen den Assassinen und den Templern als Erinnerung im Simulationsprogramm Animus. Der Animus kann anhand von kleinsten menschlichen Überresten auf die Erinnerungen der Personen zugreifen und diese erfahrbar machen. Bei „Assassin’s Creed Shadows“ gehören diese Erinnerungen zu Naoe, einer jungen Kriegerin aus der japanischen Provinz Iga, und zu dem Schwarzen Samurai Yasuke, der vom historischen Feldherrn Oda Nobunaga aus der Sklaverei befreit und zum Krieger ausgebildet wurde.
Was passiert?
Während des Einmarsches von Nobunagas Truppen in Iga soll Naoe eine Schatulle aus dem Versteck ihres Vaters holen, wird jedoch von einem maskierten Samurai überrascht. Nachdem Naoe sie wiederbeschaffen und den Samurai töten kann, erscheinen die Onryō, japanisch für Geist, eine Gruppe von elf maskierten Kriegern, angeführt von einem Reiter mit einer Teufelsmaske. Sie töten Naoes Vater, einen Ninja und Assassinen, und nehmen die mysteriöse Kiste wieder an sich. Naoe sinnt nun auf Rache und schwört, die Gruppe zu eliminieren.

Was ist neu?
Wie der Titel des Spiels verrät, geht es um Schatten. Neu ist die Möglichkeit, sich in der Dunkelheit zu verstecken, nicht wie sonst bloß im Gebüsch oder hinter Gegenständen. Stille ist dabei genauso wichtig, denn die Gegner sind in „Assassin’s Creed Shadows“ wesentlich sensibler und reagieren auf Geräusche wie knarzende Böden.
Lohnt sich das Spiel?
Die Veränderungen im Gameplay schaffen neue taktische Möglichkeiten, Gegner zu bekämpfen und sich Räume zu erschließen. Die Attentate, die das Spiel seit Beginn der Reihe ausmachen, wurden also intelligent weitergedacht. Was das Storytelling betrifft, kann sich die gesamte Reihe nicht ganz entscheiden: War die Handlung ursprünglich kohärent und linear erzählt, so ist sie seit dem zwölften Teil eher offen und rollenspielartig. Dadurch bremsen zahlreiche Nebenquests die Handlung aus und lassen die anfangs aufgebaute Spannung verpuffen.
Was wird diskutiert?
Die Figuren führten lange vor dem Release zu hitzigen Debatten in den sozialen Medien. Kritikerinnen und Kritiker werfen Ubisoft „Wokeness“ vor: Sie würden marginalisierte Gruppen um jeden Preis in den Vordergrund stellen und so nicht dem historischen Kontext gerecht.

Ist da was dran?
Ansichtssache. Klar ist: Der Samurai Yasuke basiert auf einer wahren Person. Dokumente belegen, dass es einen Schwarzen Krieger in den Reihen Oda Nobunagas gab. Davon mal abgesehen war die Spielreihe immer klar fiktiv: Im zweiten Teil bekämpft man den Papst im Vatikan, und im Universum von „Assassin’s Creed“ reißt Hitler dank eines magischen Apfels die Macht an sich.
Warum also der Hate?
Immer wieder entbrennt in den sozialen Medien ein Kulturkampf um vermeintliche „Wokeness“ in Videospielen. Zuletzt wurde beim Trailer zum Spiel „The Witcher 4“ kritisiert, dass der männliche Protagonist angeblich zugunsten einer weiblichen Hauptfigur geopfert wurde. Dieser Vorwurf ist widerlegt: Bereits nach „The Witcher 3“, in dem Ciri passagenweise schon spielbar war, kündigten die Entwickler früh an, ihre Geschichte fortzusetzen.
Wer sich so über Schwarze Menschen oder Frauen in Videospielen aufregt, dass er die Spiele nicht mehr anrührt, verbaut sich großartige Geschichten wie „The Last of Us Part II“, „A Plague Tale“ und auch „Assassin’s Creed Shadows“. Außerdem kommt die Kritik oft vor Erscheinen des Spiels und beruht so bloß auf Trailern oder Gerüchten. Titel wie „The Last of Us Part II“ haben bewiesen, dass die Qualität des Spiels letzten Endes voreilige Kritik verstummen lässt. Daher sollte es auch bei „Assassin’s Creed Shadows“ heißen: Erst spielen, dann meckern.
„Assassin’s Creed Shadows“ wurde von Ubisoft produziert und ist für Spielende ab 18 Jahren freigegeben.
Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.
Bilder: Ubisoft