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Unter weißen Männern

Die US-Kongresswahlen sind hart umkämpft. Eines der engsten Rennen liefern sich der Demokrat Ben McAdams und Mia Love, eine nicht ganz typische Hoffnungsträgerin der Republikaner

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So wirklich passt Mia Love, Mutter dreier Kinder und Tochter haitianischer Einwanderer, nicht ins Bild des typischen US-Republikaners in Zeiten von Trump. Außer natürlich, dass sie sich in einem harten Kampf mit dem demokratischen Herausforderer in einem der vielen superengen Rennen befindet, die am 6. November entschieden werden, wenn die Amerikaner einen neuen Kongress wählen.

Love gilt als eine der jungen Stars der Republikaner, die nicht notwendigerweise wegen ihrer politischen Positionen auffällt – die decken sich im Wesentlichen mit denen ihrer gemäßigten Kollegen – sondern weil sie eine schwarze Frau ist. Davon gibt es auch im 21. Jahrhundert ziemlich wenige bei den Republikanern. Genau genommen ist sie die erste und einzige schwarze Republikanerin im Kongress und die erste Schwarze, die der Staat Utah jemals nach Washington entsandt hat. Und sie wurde bereits einmal wiedergewählt.

Und bei den Demokraten? Da hat die New Yorkerin Alexandria Octavio-Cortez bei den Vorwahlen für Furore gesorgt 

Als Ludmya Bourdeau 1975 in Brooklyn, New York, geboren, zog sie direkt nach der Uni nach Utah. Kurz darauf kandidierte sie als Bürgermeisterin in ihrer neuen Heimatstadt Saratoga Springs. Seitdem stieg sie stetig auf in der von weißen Männern dominierten republikanischen Partei. 

Die nehmen sie gern als Beispiel, dass auch ihre Partei für Vielfalt stehe. Obwohl Donald Trump mehr schwarze Stimmen sammeln konnte als der letzte republikanische Kandidat Mitt Romney vier Jahre zuvor, ist er aktuell sehr unbeliebt bei den schwarzen Wählern. Die Republikaner können jede Hilfe gut gebrauchen in dieser angespannten Wahlkampfzeit.

Politisch ist sie durch und durch republikanisch: gegen Abtreibung, gegen die Homoehe, gegen fast jede Form von Umweltgesetzen, gegen strengere Waffengesetze

Schwer zu sagen bloß, ob Mia Love diese Hilfe leisten kann. Politisch ist sie durch und durch republikanisch: gegen Abtreibung, gegen die Homoehe, gegen fast jede Form von Umweltgesetzen, gegen strengere Waffengesetze. Sie steht für einen sparsamen Umgang mit öffentlichen Geldern, niedrige Steuern und wenige staatliche Beschränkungen. Love unterstützte ihre Parteifreunde dabei, Obamacare zurückzuschrauben.

Trotzdem ist sie keine enge Verbündete von Trump. Sie erklärte öffentlich, er solle zum Wohl der Republikaner nicht als Präsidentschaftskandidat antreten. Sie wandte sich auch gegen seine Strafzoll-Politik. „Ich sehe den Präsidenten nicht als Anführer meiner Partei”, sagte Love dieses Jahr und erklärte damit, warum sie sich in mehreren Punkten gegen ihn stellte.  

Die Sache mit den „shithole countries“

Und sicher wurde das Verhältnis auch nicht enger, als Trump Haiti und einige afrikanische Staaten „shithole countries“ während eines Treffens zur Einwanderungspolitik nannte, bei dem er vorschlug, die USA solle sich eher um Immigranten aus Ländern wie Norwegen bemühen. Love bezeichnete das als rassistisch: „Ich kann nicht verteidigen, was nicht zu verteidigen ist. Es gibt Länder, die zu kämpfen haben, aber die Leute, die von dort kommen, sind gut. Sie sind ein Teil von uns. Wir sind Amerikaner”, sagte sie CNN. „Der Präsident muss sich entschuldigen bei den Amerikanern und den Ländern, die er so mutwillig verleumdet”, sagte sie in einem Statement. Er hat sich nicht entschuldigt.

Schwer vorstellbar, dass Love Trump helfen wird, viele schwarze Stimmen zu gewinnen, wenn sie ihn gleichzeitig einen Rassisten nennt. Ihr Hauptproblem wartet jedoch vor ihrer Haustür. Der demokratische Herausforderer Ben McAdams, Bürgermeister von Salt Lake County und ebenfalls ein Mormone, ist mit ihr gleichauf in den Prognosen. McAdams, der vor zwei Jahren Hillary Clinton unterstützte, warf Love vor, Parteispenden nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben, was ihrer Kampagne schadete. Love wiederum präsentierte McAdams in ihrem Spot als Clinton-Lakeien, was ihn in dem so republikanisch geprägten Staat nicht gut dastehen lässt.

Bei den Demokraten haben die Frauen in den Vorwahlen viele Erfolge erzielt. Und sie werden sicher im nächsten Kongress viel prominenter vertreten sein, als im Jetzigen. Offen bleibt, ob Mia Love dann auch noch dabei sein wird.

Titelbild: AL DRAGO/NYT/Redux/laif

Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4.0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.