Zak ist 22, hat das Down-Syndrom und einen Plan für seine Zukunft: Er will Wrestler werden. Dafür muss er aber erst mithilfe seines deutlich älteren Zimmernachbarn aus dem Altenheim fliehen, in dem er gegen seinen Willen untergebracht wurde. Die ersten Fluchtversuche scheitern, aber dann gelingt es: Zak macht sich auf den Weg zur Wrestlingschule seines Idols Salt Water Redneck. Während der Flucht schläft er in einem Boot, das Tyler gehört. Auch Tyler befindet sich auf der Flucht, denn er hat die Fänge anderer Fischer gestohlen und deren Hafen zerstört. Ihnen sind nicht nur die bestohlenen Fischer auf der Spur, sondern auch die Pflegerin Eleanor, die Zak zurück in das Altenheim holen möchte.
Freundschaft auf Augenhöhe
The Peanut Butter Falcon wurde mit mehreren Publikumspreisen ausgezeichnet. Zack Gottsagen, der Zak spielt, hat ebenfalls das Down-Syndrom. Er übernahm bereits eine Nebenrolle im Kurzfilm Bulletproof, bei dessen Dreharbeiten er die Regisseure Tyler Nilson und Michael Schwartz kennenlernte. Das Drehbuch zu The Peanut Butter Falcon wurde von Gottsagens Traum inspiriert, Schauspieler zu werden. Demnächst wird er auch in Ready to Ride: A Musical Homecoming an der Seite von Maggie Gyllenhall zu sehen sein.
Gerade die Unbefangenheit zwischen Gottsagen und dem Hollywoodstar Shia LaBeouf macht es möglich, dass der Film sowohl ernste als auch lustige Momente erzählen kann. Damit sie eine enge Bindung bekommen, verbrachten Gottsagen, LaBeouf und Dakota Johnson schon vor Drehbeginn einen Monat lang Zeit miteinander.
Sieg der Selbstbestimmtheit
Auf den ersten Blick führen die beiden Hauptfiguren völlig verschiedene Leben. Während Zak unbedingt Wrestler werden will, aber kaum Freiheiten hat, scheint Tyler keine festen Ziele zu haben und sich treiben zu lassen. Im Laufe ihrer Reise wird aber klar, dass es mindestens eine starke Gemeinsamkeit gibt: Zak wurde von seiner Familie verlassen und Tyler hat durch einen Unfall seinen Bruder verloren. Während die Verbindung zwischen Zak und Tyler zunehmend der Beziehung zwischen Brüdern ähnelt, vervollständigt sich das Familienbild durch Eleanor, die sich wenig überraschend im Laufe des Filmes in Tyler verliebt. Am Ende bleibt sie der stereotypen Rolle der umsorgenden Frau verhaftet, die die Familie zusammenhält.
Neben der Dynamik der Figuren steht der Umgang mit Vorurteilen gegenüber Menschen mit Behinderung im Zentrum des Films. Zu Beginn etwa mimt Zak das Stereotyp des braven, immer gut gelaunten Menschen mit Down-Syndrom – während er heimlich die Flucht aus dem Heim plant. Gerade seine Selbstbestimmtheit macht Zak zu einer modernen Figur mit Down-Syndrom, die nicht davor zurückscheut, ihre Wünsche zu äußern. Diese Wünsche nimmt aber vor allem das Pflegepersonal des Altenheims nicht ernst. Immer wieder entscheidet auch die Pflegerin Eleanor über Zaks Kopf hinweg, ohne ihre Übergriffigkeit dabei böse zu meinen. Sie glaubt anfangs fest daran, dass die Strukturen im Heim Zak zu seinem Besten beschützen.
Tyler begegnet Zak hingegen auf Augenhöhe. Ihm ist die Behinderung von Zak egal und genauso verhält er sich auch. Die beiden bauen zusammen ein Floß oder betrinken sich am Feuer und diskutieren über die Definition von Gut und Böse. Am Ende schließt sich Eleanor den beiden an. Die Selbstbestimmtheit siegt so zumindest in der Welt des Films über das fremdbestimmte Leben in einem nicht-inklusiven System.
Dieser Text ist eine gekürzte Fassung der Filmkritik des Kinofensters. Auf dem filmpädagogischen Portal der BpB gibt es noch viel mehr zu The Peanut Butter Falcon. Etwa ein Interview mit Jonas Sippel, der beim inklusiven Theater Ramba Zamba spielt und Zak synchronisiert hat, sowie mit Denny Wehrhold, der an einer Berliner Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet.
Titelbild: Tobis