Eine halbe Autostunde südlich von Mossul, wo irakische Streitkräfte und die von den USA angeführte Militärkoalition gerade versuchen, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Westteil der Stadt zu vertreiben, und wo im März mehr als 100 Zivilisten getötet wurden, reiben sich ein paar Dutzend Iraker mit Heilschlamm ein. Sie übergießen sich gegenseitig mit heißem Wasser, rubbeln abgestorbene Hautschüppchen ab und tauchen in Schwefelbäder ein.

Vor kurzem war das noch undenkbar: Bis zum November vergangenen Jahres war das Heilbad Hamam al-Alil und die nach ihm benannte Stadt unter der Kontrolle des IS. Nach der Befreiung der Stadt entdeckten irakische Truppen ein Massengrab, in dem sich etwa 100 enthauptete Leichen befanden. Zwei Jahre lang unterdrückten die Dschihadisten die Bewohner. Das Heilbad und was darin passierte, entsprach nicht ihren moralischen Vorstellungen. Sie peitschten seine Besucher für ihr „sündhaftes Verhalten“ (beispielsweise eine Badehose zu tragen) aus und schlossen das Bad. 

Eugenio Grossos Bilder vom nun wiedereröffneten Hamam zeigen den Triumph über den IS: Zivilisten und Soldaten, die hier Seite an Seite baden, die sich ein kleines bisschen Normalität, Ablenkung und Genuss zurückerobert haben. 

Die Folgen des Terrors lassen sich jedoch nicht einfach so abwaschen. Die Region ist zudem immer noch sehr arm, die Auffanglager für die aus Mossul flüchtenden Menschen sind heillos überfüllt und die Perspektiven für Jugendliche mehr als trist. Um ein paar Euro zu verdienen, tauchen und graben etwa Kinder am Flussbett des Tigris den ganzen Tag nach Schlamm, den sie in Flaschen füllen und dann vor dem Heilbad verkaufen: für die nächste Schlammpackung im Hamam.




 
Ein Soldat im Hammam




 


 


 


 
Hammam Al Alil




 

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Handgemaltes Hinweisschild im Hammam

Dieses Hinweisschild informiert: Von Hauterkrankungen über schmerzende Muskeln bis zu psychischen Leiden kann man im Hammam fast alles behandeln lassen




 
Männer baden im Hammam



 


 
Jungs tauchen nach Schlamm