Ein Club in Freiburg, Hunderte Gäste und in ihrer Mitte: eine Rapperin und ein Rapper, die sich mit ihren Texten zerreißen. Battlerap. Beleidigen als Sport.
Seit anderthalb Jahren battelt Celune bei „Don’t Let The Label Label You!“, einer der großen deutschen Battlerap-Ligen. Es gibt verschiedene Kategorien: In Freestyles werden spontan Zeilen gegeneinander gerappt, bei Bad Bars gewinnen die schlechtesten Lines, bei Compliments die besseren Komplimente. Celune macht vor allem Written Battles, in denen man sich auf die Gegner vorbereiten kann und dann a cappella rappt, also ohne Beat.
Battle ist in Deutschland eine Subkultur geblieben. Die MCs kriegen Gagen, die sind aber mehr Aufwandsentschädigung als Lohn: Auf manche Abende bereitet sich Celune monatelang vor. Auf der Suche nach Angriffsflächen schaut sie alte Battles ihrer Kontrahenten und hört sich in der Szene um.
Moody, Celunes Gegner in Freiburg, arbeitet als Schauspieler. Also hat sie sich seine Filmografie angesehen. Und sein Instagram-Profil:
Yo dieser ganze Stolz seiner Eltern
nennt sich auf Insta „der mächtige Hai“
Du bist kein mächtiger Hai, Dicker,
du bist der schmächtige Heiko.
Hunderte solcher Zeilen formuliert Celune vorher. Viele lernt sie auswendig, damit später die „Delivery“ stimmt: Bühnenpräsenz, Timing, das richtige Maß Aggressivität.Manche Zeilen improvisiert sie, wenn sie ein Gefühl für Publikum und Gegner hat. Seine Beleidigungen nimmt sie sportlich. „Ich bin eher gespannt, ob jemand einen Joke über mich macht, den ich noch nicht selbst gemacht oder schon gehört habe.“
Gewonnen haben an diesem Abend beide: Das Battle ist unjugded, das haben Celune und Moody vorher in einem Chat vereinbart. In dem wird auch geklärt, ob es Themen gibt, die tabu sind. Celune hat eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), rappt aber selbst darüber und würde das auch im Wettkampf nicht untersagen: Damit zu leben, sei viel härter als jede Punchline, sagt sie. „Am Ende lernen meine Gegner durchs Batteln etwas über PTBS. Besser geht’s doch nicht. Also Feuer frei!“
Dieser Beitrag ist im fluter Nr. 93 „Rap” erschienen.
Das ganze Heft findet ihr hier.