Die kleine Metallkugel bahnt sich den Weg nach unten, durch diverse Hindernisse, springt mal nach links, mal nach rechts ab und landet schließlich ... in einer Fangtasche. Im Sekundentakt werden schon die nächsten Kugeln ins Spielfeld geschossen, das bunt, laut und leuchtend senkrecht vor dem Spieler steht. Fallen sie in die richtigen Löcher, kriegt man als Gewinn noch mehr.
Das ist Pachinko. Meist stehen Hunderte dieser Automaten in speziellen Hallen und erzeugen eine wahnsinnige Geräuschkulisse aus Soundeffekten und Musik. Mit Pachinko wurden in Japan 2005 rund 235 Milliarden und 2021 immer noch fast 100 Milliarden Euro umgesetzt. In dem asiatischen Land unterliegt Glücksspiel mit Geldgewinnen einem strengen staatlichen Monopol, das nur wenige Formen erlaubt – wohl deswegen kann man bei Pachinko auch kein Geld erspielen. Die im Spiel gewonnenen Kugeln kann man offiziell nur gegen kleine Sachpreise eintauschen. Allerdings finden sich in direkter Nachbarschaft der Hallen Händler, die die Sachpreise abkaufen. In dieses Tauschgeschäft war früher auch die japanische Mafia involviert.
Dieser Text ist im fluter Nr. 87 „Spiele” erschienen
Ob mit oder ohne Gewinne, manch einen treiben die Automaten in die Armut. Spielsucht ist auch in Japan nicht unbekannt. Doch sie bahnt sich zunehmend andere Wege. 1994 gab es noch mehr als 18.000 Pachinko-Hallen, Ende 2021 waren es knapp 8.500, Tendenz weiter sinkend. Das liegt neben dem mittlerweile eingeführten Rauchverbot in den Hallen vor allem an der Konkurrenz von Onlinespielen und Apps – und 2029 soll das erste legale Casino in Japan eröffnen. Die große Zeit des Pachinko, sie scheint vergangen.
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