Wie auf Stelzen stehen sie auf ihren Luftwurzeln im Salzwasser: Mangrovenbäume sind Grenzgänger zwischen Land und Meer, zwischen Ebbe und Flut. Auf fast allen Kontinenten finden sie sich in den Küstengebieten der Tropen und bilden dort lang gestreckte Wälder. Diese sind zum einen sehr artenreiche und kleinteilige Ökosysteme; zum anderen sind sie ein effektiver natürlicher Küstenschutz, der die Wucht von Tropenstürmen und Flutwellen abpuffert und den Boden davor bewahrt, weggespült zu werden. Ein Mangrovengürtel von 100 Metern Breite kann die Wellenhöhe eines Tsunamis um zwei Drittel verringern.
Doch überall auf der Welt sind Mangrovenwälder in Gefahr, seit 1980 wurde mehr als ein Drittel der Bestände vernichtet. Sie werden abgeholzt, um Platz für wachsende Städte, die touristische Erschließung der Küsten, für Landwirtschaft oder Shrimpsfarmen zu schaffen. Den örtlichen Fischern wird so die Lebensgrundlage entzogen, und das in den Sedimenten gespeicherte CO² wird freigesetzt.
Der größte Mangrovenwald der Welt mit 10.000 Quadratkilometern Fläche befindet sich vor der Küste von Indien und Bangladesch, wo das vielfach verästelte Gangesdelta eine schwer zugängliche Inselwelt schafft. Sundarbans heißt die Region, bengalisch für „schöner Wald“. Doch von Schönheit ist auf den Bildern von Supratim Bhattacharjee wenig zu sehen. Seit 13 Jahren reist der indische Fotograf in die Sundarbans, an deren westlichem Rand der Wald den Siedlungen für Menschen weichen musste. Er zeigt eine bedrohte Region, denn der Klimawandel lässt den Meeresspiegel steigen und sorgt dafür, dass die Tropenstürme heftiger und häufiger werden. Einige der Inseln im Gangesdelta sind bereits versunken. So werden die Menschen dort auch Opfer ihres eigenen Handelns und bald womöglich Klimaflüchtlinge sein.