Der Gazastreifen …
… ist ein Küstengebiet am Mittelmeer und grenzt an Israel und Ägypten. Er ist Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete. Die Grenzen des Gazastreifens zu Israel stehen auch unter israelischer Kontrolle. Der Gazastreifen ist von großen Zäunen umgeben, wo es an einigen Stellen Übergänge zu Ägypten und Israel gibt. Diese sind derzeit weitestgehend geschlossen.
Fakten:
Fläche: 365 Quadratkilometer (etwas kleiner als das Bundesland Bremen)
Hauptstadt: Gaza
Einwohner: ca. 1.795.000 (ungefähr so viele wie in Hamburg), ca. 1,3 Millionen sind Flüchtlinge. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen waren im Jahr 2016 40 Prozent der Einwohner arm. Sechs von zehn jungen Menschen haben keine Arbeit.
Dichte: Mit ca. 5.000 Menschen pro Quadratkilometer ist der Gazastreifen eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Das Bevölkerungswachstum gehört zu den höchsten weltweit, fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt.
Landschaft: Hauptsächlich Sand und Dünen, nur wenige Landesteile eignen sich für die Landwirtschaft. Seit 1949 ist die Bevölkerung im Gazastreifen wesentlich auf die Versorgung durch das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) angewiesen, etwa die Hälfte aller Lebensmittel wird durch das Hilfswerk bezogen.
Religion: Der Großteil der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Es gibt außerdem ca. 1.000 griechisch-orthodoxe und katholische Christen.
Wie ist der Gazastreifen entstanden?
Das Gazagebiet ist seit der frühen Antike eine bedeutende Schnittstelle zwischen Afrika, Asien und Europa. Es gehörte über die Jahrhunderte hinweg unter anderem abwechselnd zu Persien, Ägypten und dem Osmanischen Reich. Großbritannien hatte das Gebiet 1917 besetzt, das Verwaltungsmandat aber nach zunehmenden Unabhängigkeitsbestrebungen der Bevölkerung an die UN zurückgegeben. Diese hatten vorgeschlagen, Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat aufzuteilen – mit Jerusalem als neutralem Ort unter internationaler Verwaltung. Die Pläne konnten nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg 1948/1949, aus dem Israel als Sieger hervorging, nicht verwirklicht werden. Der Krieg gab dem Gazastreifen seine heutige geografische Form.
Im Sechstagekrieg 1967 wurde der Gazastreifen, der seit dem Krieg 1948/1949 von Ägypten kontrolliert wurde, von Israel besetzt. Die israelische Regierung genehmigte im Süden von Gaza den Bau von Siedlungen, diese wurden Gusch Katif genannt und waren für die arabischen Bewohner nur erschwert oder gar nicht zugänglich. Nach innenpolitischen Auseinandersetzungen ordnete der damalige israelische Ministerpräsident Ariel Scharon im August 2005 den Abzug der etwa 6.500 Siedler an. Innerhalb weniger Wochen verließen die letzten Israelis das Gebiet.
Lebensumstände:
Unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, die schlechte Infrastruktur und die wirtschaftlich desaströse Lage tragen dazu bei, dass große Teile der Bevölkerung in Gaza unter sehr harten Bedingungen leben. Bis 2020, so warnte ein UN-Bericht im Juli 2017, könnte das Gebiet „unbewohnbar“ werden. Die Gesundheitsversorgung, das Bildungssystem und das öffentliche Leben funktionierten bereits nicht mehr ausreichend, hieß es in dem Bericht.
Im Jahr 2000 hatten noch 98 Prozent der Einwohner von Gaza Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2014 war dieser Anteil auf 10,5 Prozent gesunken. Auch Strom ist in Gaza für nur rund vier Stunden am Tag verfügbar.
Für die Gesamtlage in Gaza verantwortlich ist auch die seit über zehn Jahren anhaltende Blockade durch Israel und Ägypten. Denn auch Ägypten fürchtet sich vor der Hamas, vor allem davor, dass gewaltbereite Salafisten aus Gaza in den Sinai reisen. Viele Menschen in Gaza leiden zudem unter den Folgen der drei militärischen Konflikte mit Israel in den Jahren 2008, 2012 und 2014. Nach UN-Angaben wurden bis zu 18.000 Häuser durch Bomben zerstört oder beschädigt. Das führte zu einer halben Million Binnenflüchtlinge innerhalb des Streifens.
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Unter dem Namen „Osloer Friedensprozess“ wurde vor 25 Jahren versucht, ein friedliches Nebeneinander Israels und Palästinas zu verhandeln. Darum ist es bis heute nur bei der Idee geblieben.
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Titelbild: Ali Jadallah/Anadolu Agency/Getty Images