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Das Kolumbien des Balkans
Zu den wichtigsten Cannabisproduzenten der Welt gehören: Kolumbien, Jamaika, die Niederlande und – Albanien. Albanien? Ja. Über 200 Sonnentage im Jahr und viele entlegene Berghänge sind für den Grasanbau ideal, die weit verbreitete Armut macht ihn für viele verlockend. Zwar führt die sozialistische Regierung seit 2013 einen demonstrativen Kampf gegen das Cannabusiness, in dem viele Drogen beschlagnahmt wurden – aber fast niemand festgenommen. Denn viele Polizisten sind korrupt, und die Grasproduzenten haben wenig zu verlieren, wie der albanische Journalist Elvis Nabolli in seiner Reportage für die „Süddeutsche Zeitung“ analysiert.
Süddeutsche Zeitung: „Sie haben das Geld, wir haben den Stoff“
„Krass, das gehört uns“
Lieblingsthema der Berliner: wie krass sich der Wohnungsmarkt entwickelt. Extreme Mieterhöhungen, illegale Ferienwohnungen, Spekulation, Verdrängung von Alteingesessenen, all das passiert unentwegt in der Hauptstadt, auch wenn die Politik versucht gegenzusteuern. Schön, wenn eine dieser Geschichten auch mal ein Happy End hat – wie bei einem Haus im Stadtteil Friedrichshain, das nicht von einem Investor, sondern von den Bewohnern gekauft wurde, deutlich unter Marktpreis übrigens. Wie sie das angestellt haben, könnt ihr bei der „taz“ nachlesen.
SCHAUEN
Dort, wo man Schneeeulen jagt
Sein erstes Rentier hat Samuel Patkotak schon als Sechsjähriger erlegt. Zur Highschool kommt der Teenager hingegen dauernd zu spät. Vom Aufwachsen in Barrow, der nördlichsten Stadt der USA, erzählt die Dokumentation „Children of the arctic“, die bis Ende des Jahres in der 3sat-Mediathek bereitgestellt ist. Wie in jedem Film übers Erwachsenwerden ist Identitätsfindung ein großes Thema und hier doppelt, denn porträtiert werden vor allem Angehörige der Iñupiat-Volksgruppe, deren Kultur vom Aussterben bedroht ist. Kaum jemand spricht noch ihre Sprache, der Klimawandel bedroht die traditionelle Waljagd, und die Selbstmordrate in der Region ist hoch. Dennoch strahlen die jungen Menschen Hoffnung aus. Ein grandioser Film.
Unheilige Kühe
Wisst ihr, wo das Leder eurer Schuhe herkommt? Auf Indien wärt ihr vermutlich nicht gekommen, schließlich gelten Kühe dort als heilig. Doch die indische Lederindustrie ist groß. Julia Rehkopf vom Y-Kollektiv hat sich vor Ort die Zustände einmal angeschaut. Sie war auf Viehmärkten und in Gerbereien, beobachtete Tierquälerei und Wasserverschmutzung durch Chemikalien. Achtung, die Bilder sind zum Teil drastisch. Glücklicherweise gibt es zumindest noch kein Geruchsinternet.
Farewell, Barack
Nur noch knapp eine Woche, dann ist Barack Obamas Präsidentschaft Geschichte. Seine Abschiedsrede hat er bereits in der Nacht zum Mittwoch gehalten. Schaut ihn euch noch mal gut an, so einen US-Präsidenten gibt es mindestens vier Jahre nicht mehr.
The White House: Farewell Adress to the American People
Nachlesen kann man die Rede auch, unter anderem hier:
New York Times: President Obama’s Farewell Address
HÖREN
Synthies im Nazi-Remix
Nein, Neonazis hören nicht nur Rechtsrock und völkisches Liedgut. Stattdessen entwickeln sie gerne mal ihre eigene Version einer Musikrichtung: zum Beispiel von Synthie-Pop. „Fashwave“ nennt sich das Subgenre und „Cybernazi“ einer der Protagonisten, der von YouTube erst mit einiger Verspätung gebannt wurde. Das Magazin „Zündfunk“ beschäftigt sich mit diesem speziellen Sound:
Hier ab Minute 4:30 (noch bis Dienstagabend):
Bayern 2: Synthie-Pop mit Swastika: Wie ernst soll man Fashwave nehmen?
Hier danach zum Nachlesen.
Wer noch mehr über die rechtsextreme Musikszene und ihre Akteure erfahren will, kann ins Dossier auf bpb.de schauen. Dort gibt es auch Tipps, wie man mit rechter Musik richtig umgeht.
Die Fingerspitzengefühlsmaschine
Am Montag feierte das iPhone seinen zehnten Geburtstag. Und bei aller berechtigten Kritik: Mit diesem Ding hat der Konzern die Welt verändert. Peter Glaser, Technikphilosoph und Ehrenmitglied des Chaos Computer Clubs, sinniert für Deutschlandradio Kultur über die Sinnlichkeit von Knöpfen und Touchscreens. Mit den Smartphones habe die „Epoche der Katzentechnologie“ begonnen, so seine These.
Deutschlandradio Kultur: Wisch you were here