Schulen haben es verdient, gute Orte zu sein. Hier sollen wir Wissen und Fähigkeiten erlernen, die uns durch das Leben tragen. Hier verbringen viele einen Großteil ihres Tages, und das in einer Lebensphase, in der sich Zeit beinahe grenzenlos und eine Doppelstunde wie ein halbes Leben anfühlen kann.
Ob es die Freundin ist, ohne die man auf dem Schulhof verloren wäre. Der Lehrer, mit dem man nicht klarkommt, den man aber trotzdem jeden Tag aushalten muss. Die Klassenfahrt, auf der man zum ersten Mal das Meer sieht und knutscht. In Schulen entstehen Erfahrungen, Beziehungen und Erinnerungen, die uns ein ganzes Leben prägen.
Die Erwartungen an Schulen sind dementsprechend hoch. Trotzdem werden sie von der Gesellschaft schnell vergessen und von der Politik hinten angestellt. Seit Jahrzehnten kriegt das deutsche Schulsystem verheerende Zeugnisse.
Noch immer entscheiden Bildungsgrad und Kontostand der Eltern darüber, welchen Schulabschluss Kinder und Jugendliche machen. Noch immer funktioniert es vielerorts nur auf dem Papier, dass alle gut zusammen lernen. Im Alltag fehlen dann die Lehrkräfte und Mittel, um zum Beispiel einen geflüchteten Jugendlichen oder einen mit ADHS so zu unterstützen, dass alle möglichst gleichberechtigt in einem Klassenraum sitzen. Auch die gesellschaftliche Einsicht, dass alle Schulabschlüsse ihren Wert haben und gebraucht werden, muss erst wieder zurückgewonnen werden.
An Schulen tritt die Realität sehr schnell ein. Während sich die Gesellschaft noch fragt, wie mit künstlicher Intelligenz umzugehen ist, nutzen sie Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler längst für ihre Zwecke. Während über Jahre diskutiert wurde, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei, war es das an Schulen längst. Und während andere Themen den Klimawandel in der Öffentlichkeit verdrängen, sind es besonders Schülerinnen und Schüler, die laut auf das drängendste Problem unserer Zeit hinweisen. Die Herausforderungen und Fragen, die sich an Schulen stellen, betreffen uns alle. Schule ist Zukunft.
Schulleitungen, Lehrkräfte, pädagogisches Personal und alle, die sich sonst noch um das Gelingen des Schulalltags kümmern, stellen sich dem jeden Tag aufs Neue. Sie versuchen, Schule trotz vieler Probleme und fehlender Wertschätzung zu gestalten, sie versuchen, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass es auf sie ankommt. Damit sie selbst an sich glauben. Sie haben es verdient.
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