Worum geht’s?
Um Jaksch (Jakob Schreier), einen Mittzwanziger, der durch das Münchner Nachtleben und sein Leben stolpert. Bei seinen Dates und der Jobsuche hat er wenig Glück und lässt sich leicht ablenken: Wenn er Sport machen will, stehen seine Kumpels mit Bier vor der Tür, sein Date lässt er für ein Stück Pizza warten. „Fett und Fett“ entstand 2015 als Webserie. Hauptdarsteller Jakob Schreier und Regisseurin Chiara Grabmayr studierten an der Hochschule für Fernsehen und Film München und wollten ursprünglich einen kurzen Film über das überschaubare Nachtleben der Stadt drehen, in der jede:r jede:n kennt. Ihr Vimeo-Video war so erfolgreich, dass sie weitere Folgen drehten, bis irgendwann das ZDF einstieg und die Serie 2020 für den Grimme-Preis nominiert wurde. In der neuen Staffel ist Jaksch Anfang 30, hat seinen ersten richtigen Job als Regieassistent am Theater und soll sogar ein eigenes Stück produzieren. Plötzlich hat er weder Zeit für seine Freundin Amara (Samira El Ouassil) noch für seinen Kumpel Bulli (Bulgan Molor-Erdene).
Worum geht’s wirklich?
Um Freundschaft, Liebe und Selbstverwirklichung im Job – beziehungsweise die Frage, wie sehr man sich im Job verwirklichen soll, wenn der so viel Raum einnimmt, dass man anfängt, Freund:innen auf den nächsten Monat zu vertrösten, „wenn es wieder ruhiger wird“. Jaksch steht seinem Freund Bulli nicht bei, als der mit Liebeskummer und Bier vor der Tür steht, weil Jaksch wegen der Arbeit früh aufstehen muss. Beim Junggesellenabschied eines anderen Freundes sitzt er im Hotelzimmer am Laptop. Wie schon in den ersten Staffeln ist Jaksch permanent lost. Er tut sich schwer, Entscheidungen zu treffen, in den Bus, der ihn zu einer Verabredung bringen soll, steigt er viermal ein und wieder aus. Jaksch hinterfragt, was er wirklich will und ob er nicht Zielen hinterherläuft, von denen er nur denkt, dass er sie haben sollte. Scheinbar unendliche Wahlmöglichkeiten und die Frage, ob das wohl bis ans Lebensende so weitergeht mit der Work-Life-Imbalance: „Fett und Fett“ erzählt von Problemen, mit denen sich viele Menschen zwischen 20 und 30 rumschlagen und die nur von außen betrachtet wie Luxusprobleme aussehen.
Gut zu wissen:
Der Serientitel erklärt sich aus einer Anekdote, die Jaksch in jeder Staffel zum Besten gibt: Im Leben, so Jaksch, kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem man merkt, dass es nur wenige Dinge im Leben gibt, die einem Spaß machen: Essen, Trinken, Sex und Geld. Geld und Sex seien schwierig zu haben, also ende man „fett und besoffen“: fett und fett („fett“ heißt im Österreichischen so viel wie betrunken).
Wie wird’s erzählt?
In einem Moment melancholisch, dann wieder komisch, mit tollen Dialogen und skurrilen Momenten. Als Jaksch beispielsweise mit einer Freundin um die Häuser zieht und die Sonne aufgeht, spielt wie aus dem Nichts ein Orchester auf einer Brücke den Schlager „Schreib es mir in den Sand“. In einer anderen Szene erscheinen Jaksch plötzlich ganz unterschiedliche Versionen seiner selbst – vom Business-Mann bis zum Kiffer. Ohnehin steht in jeder Folge eine andere Figur im Mittelpunkt, eine Episode ist sogar größtenteils aus Bullis Perspektive erzählt.
Der beste Satz …
… kommt von Jaksch: „Die ganze Zeit will ich Sachen, auf die ich eigentlich keinen Bock habe.“ Schließlich möchte er im Grunde gar keinen Sport machen oder unbedingt ein eigenes Stück produzieren. Aber die Erwartungen – sowohl seine als auch die seines Umfelds – sind schwer abzuschütteln.
Lohnt sich das?
Absolut und auch ein zweites und drittes Mal. „Fett und Fett“ steckt voller liebevoller Details, die man zum Teil erst beim wiederholten Schauen entdeckt. Wenn man einmal anfängt, sich mit Jaksch durch München und seine Begegnungen mit Menschen treiben zu lassen, kann man nur schwer wieder aufhören.
Die neue Staffel „Fett und Fett“ läuft in der ZDF-Mediathek und ab dem 26. Juli auf ZDFneo. Die alten Folgen gibt es gerade auch wieder in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Titelbild: ZDF/Nikolas Tusl